9445. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FERDINAND VON BRAUNSCHWEIG.

Annaburg, 20. October 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden beide Schreiben vom 18. dieses443-1 habe Ich durch Rückbringenden dieses diese Nacht richtig erhalten. Obgleich die Convention mit dem Duc de Richelieu nicht in allen Stücken dergestalt völlig ausgefallen, wie Ich es auf den Mir davon gethanen Antrag gewünschet und verlanget habe, so will Ich dennoch mit solcher, wenn es darunter nur auf das Wort Suspension d'armes ankommet und dagegen ein äquivalentes Wort genommen worden, auch die Sache nur bleibet, zufrieden seind und nach den Wörtern und Ausdrücken nicht fragen, vielmehr solche ratificiren; dannenhero auch Ich auf solche Art Ew. Liebden Unterschrift hiermit approbire, nachdem Ich Dieselbe vorhin schon dazu autorisiret habe.

Was nun aber von Ew. Liebden zu wissen hauptsächlich nöthig habe, ist dieses, ob nunmehro auch die französischen Truppen aus dem Halberstädtschen nach dem Braunschweigschen oder wohin sonsten zurück, und zwar in die Winterquartiere oder sonst gehen. Was Ew. Liebden mit Dero Corps Truppen anbetrifft, da werden Dieselbe am besten judiciren können, ob die Franzosen nach der Convention zurückgehen, die Winterquartiere nehmen oder aber noch Entreprises machen dörften. Finden nun Ew. Liebden, dass sie die Convention halten, so wird es mit Dero Rückmarsch um so weniger Anstand haben. In<444>zwischen Ew. Liebden mit dem Corps doch allemal disponirter Maassen auf Berlin marschiren444-1 und daselbst bis weitere Ordre von Mir stehen bleiben können.

Ich werde Mich indess in der Gegend von Torgau aufhalten und sehen, was vor Pli die Sachen nehmen. Das Regiment Cavallerie von Driesen muss inzwischen, wie bereits geschrieben,444-2 zu Mir in erwähnter Gegend hieher stossen.

Uebrigens und da Hadik sich wieder von der Gegend Berlin weggezogen hat, so haben Ew. Liebden Mich zu benachrichtigen, was die Schweden in der Uckermark und in Pommern unternehmen, ob sie zu Prenzlow stehen bleiben, wie stark sie seind, ob sie sich verstärken, und was sie vorhaben. Von welchem allen Ew. Liebden Mich wohl zu benachrichtigen belieben werden. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchip des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



443-1 Vergl. die beiden Schreiben des Herzogs, d. d. Wanzleben 18. October, nebst den verschiedenen Beilagen in Westphalen, l. c. Bd. II, S. 88 ff. und S. 92 ff.

444-1 Vergl. Nr. 9441.

444-2 Vergl. S. 441.