9569. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Glogau, 7. December 1757.

Ew. Excellenz werden hoffentlich mein letzteres Schreiben aus Parchwitz76-4 erhalten haben. Da auch der Herr von Puttlitz bereits dasjenige, so auf allergnädigsten Befehl ich an des Herrn Grafen von Podewils Excellenz schreiben müssen,76-5 in Magdeburg abgegeben haben wird,<77> so bin ich zum voraus von der grossen Freude versichert, welche die Nachricht von. Sr. Königl. Majestät so gar herrlichen und completen Victoire über die österreichsche grosse Armee verursachet hat, und von denen Regungen, so Ew. Excellenz deshalb empfunden haben werden. Der Allerhöchste sei dafür höchstens gepriesen, insonderheit dass Derselbe des Königs Majestät in so vielen Gefahren, welchen Dieselbe bei dieser Gelegenheit exponiret gewesen, [gnädiglich bewahret!] Dass wir besonders Gott davor zu danken grosse Ursach haben, werden Ew. Excellenz aus nachstehendem, so mir der Herr Generalmajor und Generaladjutant von Wobersnow noch gestern, unter dem Dato Lissa den 5. December, des Nachts um 12 Uhr, geschrieben, zu ersehen geruhen, in ver bis:

„Gottlob! unser Sieg ist so complet, wie wir erbitten und wünschen können; es ist mir aber nicht möglich, denselben en détail zu beschreiben. So viel man jetzo weiss, könnte die Anzahl der Gefangenen zwischen 7 und 8000 Mann sein, eine Menge Officiers, Fahnen und Kanonen, von letzteren wenigstens 80 Stück. Der König ist noch in der Nacht bis Lissa gefolget, und diesen Morgen um 6 Uhr wird die Armee folgen. Wohin sich der Feind zurückziehen wird, kann man nicht positive wissen. Der König ist beständig im grossesten Feuer gewesen; es war nicht möglich, ihn zurückzuhalten, ob ich mich zwar alle ersinnliche Mühe gegeben p.“

Ich hoffe, sowohl Ew. Excellenz als des Herrn Grafen von Podewils Excellenz werden geruhen, bei Gelegenheit dessen, so ich auf allergnädigsten Befehl an Letztere schreiben müssen,77-1 des Königs Majestät immédiate zu antworten. Der grosse Gott gebe ferner die besten Folgen von diesem so grossen Sieg, unter welchen ich dann vor die vornehmste rechne, wenn darauf bald an einer Friedensnegociation gearbeitet und ein glorieuser und rechtschaffener Generalfriede erhalten wird. Nachdem der harte und grosse nodus Gordius von denen Oesterreichern nunmehro gelöset worden, so mache mir alle Hoffnung dazu, zumalen. wenn der Prinz Ferdinand von Braunschweig auch seines Ortes durch eine vive, prompte und glückliche Expedition dazu etwas beitragen kann, und sehe ich jetzo augenscheinlich, hoffe auch beständig darauf, dass die göttliche Providence uns vor dieses Mal aus dem schweren und ohne Exempel seinden Labyrinth, worin wir uns befunden, ziehen will.

Auf allergnädigsten Befehl gehe ich nebst des Herrn von Schlabrendorff Excellenz sogleich von hier nach Lissa. Ew. Excellenz Wohlwollen empfehle mich gehorsamst.

Eichel.

Die Einlage77-2 bitte unterthänig zu denen andern bei Deroselben befindlichen königlichen Papieren zu asserviren.

Nach der Ausfertigung.

<78>

76-4 Nr. 9562.

76-5 Nr. 9568.

77-1 Vergl. Nr. 9568.

77-2 Nicht vorhanden.