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10189. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Im Lager bei Klinge, 4. August 1758.

Ich habe Eueren Bericht vom 31. voriges erhalten. Ihr thut ganz gut, dass Ihr den Feind zu observiren suchet. Aber mit dem Observiren ist es nicht allein ausgerichtet, sondern Ihr müsset suchen, eine so viel möglich exacte Nachricht von des Feindes Position und denen Gegenden, wo er stehet, zu bekommen. Zu dem Ende Ihr Leute, Förster, Schlächter und dergleichen [aussenden müsset], die bei Meseritz und da herum die Gegenden, Weg und Steg kennen, deren Ihr von Zielenzig, Driesen,1 Landsberg und so weiter genug haben könnet, und alsdann nach deren Nachrichten eine Karte davon und von der Position des Feindes, wie er stehet und wie das Terrain ist, fertigen lassen, dass man doch ohngefähr sehen kann; dann Meine Intention ist, dahin zu gehen und, so geschwinde wie Ich kann, über die Oder zu kommen und dem Feinde gerade auf den Hals zu gehen, um ihn zu attaquiren. Ich werde den 8. dieses bei Landshut sein, und sobald Ich nur alles gegen die österreichsche Armee daselbst werde vorgekehret haben, dass Mir dort von ihnen kein Uebel geschehen kann, so werde Ich, wie gedacht, mit einem Corps von ohngefähr 12 oder 14 Bataillons und 30 bis 40 Escadrons dahin marschiren, es müssten Mir dann die Oesterreicher Gelegenheit geben, dass Ich sie erst könnte bei die Ohren kriegen. Auf welchen Fall Ihr vorerst allein dort stehen bleiben und den Feind halten müsset. Ich glaube aber, dass Ich werde im Stande sein, zu Euch und dahin marschiren zu können, und muss Ich eilen, wann Ich was thun will. Dann wo Ich den Russen Zeit lasse, so theilen sie sich, und gehet ein Theil nach der Mark und ein Theil nach Schlesien, und dann wissen wir an keinem Ort was rechts zu opponiren.

Wegen der Bataillons, so Ihr nach Küstrin und nach Stettin detachiret habet, so ist solches nicht gut, denn Ihr nicht stark genug seid, um detachiren zu können. Sie dörfen auch nur zu Küstrin die Thore zumachen, alsdann sie nichts zu besorgen haben; auch zu Stettin desgleichen. Wann Ihr also schlagen wollet, so müsset Ihr alles an Euch ziehen. Ich hoffe auch, dass Ihr den Generalmajor von Platen2 näher haben werdet . . .3

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.4



1 Nordöstl. von Landsberg, an der Netze.

2 Vergl. S. 11.

3 Zum Schluss folgt die bereits an Prinz Heinrich und Prinz Ferdinand gesandte Mittheilung über das Gefecht zwischen Laudon und Le Noble. Vergl. Nr. 10185. und Anm. 2. S. 148. Statt „über 100“ Todte, die der Feind verloren haben sollte, sind hier „über 150“ angegeben.

4 In einem ebendaselbst befindlichen Schreiben an den Minister Schlabrendorff, d. d. Hauptquartier bei Pölitz 5. August, erklärt sich der König sehr zufrieden mit den über die Russen gesandten Nachrichten. „Der neumärkischen Kammer habe Ich befohlen, Eure dortige Magazinsvorräthe nicht anzugreifen, solche können aber sehr zu pass kommen, wann Ich nöthig finden werde, mit einem Corps Truppen dorthin zu marschiren.“ Die Vorräthe zu Landsberg an der Warthe hat der König befohlen, nach Küstrin zu schaffen.