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10112. AN DEN VICECOMMANDANTEN D'O IN GLATZ.

Hauptquartier Trübau, 4. Juli 1758.

Weilen der letztere Convoi, so von Neisse zur Belagerung von Olmütz gehen sollen, unterwegens von einem starken Corps feindlicher Truppen attaquiret und zum Theil intercipiret, auch der solchem, dem Convoi, von Mir mit einigen Corps entgegengeschickte Generallieutenant von Zieten von dem sehr überlegen gewesenen Feinde dergestalt coupiret worden, dass er mit dem übrigen Convoi nicht wieder zu Mir mit einigem verhofften Succes zurückkommen können, sondern sich mit allem auf Troppau repliiren müssen, so habe Ich auch darauf nicht anders gekonnt, da es uns dadurch an der erforderlichen Munition gefehlet, um Olmütz völlig zu emportiren, als die Belagerung aufzuheben. Ich bin also mit der Armee im Marsch hieher begriffen, in der Intention, in Böhmen einzudringen und dem Feind zuvorderst das Magazin zu Leutomischl zu nehmen, demnächst aber weiter auf Königgrätz zu poussiren und Mich auch allda des feindlichen Magazins zu bemeistern.

Dieses dienet Euch zur geheimen Nachricht. Ihr sollet aber cito und mit aller Sicherheit den Minister von Schlabrendorff avertiren, dass er sofort einige Quantité Mehl nach Glatz hinschaffe,1 damit Meine Armee im Fall der Noth sich dessen bedienen und darauf recurriren könne, welches zu mehrerer Précaution und am sichersten ist.

Nachdem auch der Generallieutenant von Zieten sich auf Troppau replüret hat, so habe Ich an den dort sonst commandirenden Major von Kleist den 1. dieses zwei Briefe gleiches Einhaltes geschrieben, dass er mit allem, so von obgedachtem Convoi und sonsten nach Troppau zurückgekommen, wenn er zuvorderst 2 Bataillons nach Cosel geschicket haben wird, um sich darin zu werfen, aus Troppau ziehen und vorerst mit allem nach Neisse marschiren und allda nebst dem Commandeur der nach Troppau zurückgekommenen Convoi-Escorte Meine weitere Ordre erwarten solle. So hoffe Ich, dass wenigstens einer von diesen Meinen Briefen an Kleist angekommen sein wird. Ihr sollet aber sogleich von Meinetwegen an den Generallieutenant von Zieten schreiben und ihm den Einhalt Meiner Ordre an Kleist wiederholen, auch von Meinetwegen dabei fügen, was Ich Euch wegen der aufgehobenen Belagerung von Olmütz geschrieben, und dass also er mit dem, so er von seinem Corps noch bei sich hat, von Neisse aufbrechen und seinen Marsch



1 Den gleichen Befehl enthält ein undatirter, im Concept vorliegender und vielleicht nicht zur Absendung gelangter Erlass an Schlabrendorff. Ueber den von den Oesterreichern Überfallenen Convoi heisst es hier: „Von vorgedachter Convoi ist etwas zu uns durchgekommen, nämlich bis an 30 Wagens ohngefähr; wir wissen aber noch selbst nicht, was darauf ist, da die Zeit wegen unsers jetzigen Marsches noch nicht erlaubet hat, darnach zu sehen. Ob auch mit dem Generallieutenant von Zieten etwas von denen Wagens des Convois nach Troppau zurückgekommen, und worin solches bestehe, solches weiss Ich noch nicht, weil Ich von dar noch gar keine Nachricht erhalten können.“