676. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Olmütz, 30. Januar 1742.

Mein lieber Geheimer Etatsminister Graf von Podewils. Bei denen jetzigen critiquen Conjuncturen, und da Ich glaube nöthig zu haben, selbst wegen Frankreich in etwas auf Meiner Hut zu sein, sollet Ihr auf eine convenable Art alle diensame Ressorts, durch adroite Insinuations an Ginkel und wo Ihr es sonsten am dienlichsten findet, spielen lassen, damit die von denen Generalstaaten vorhabende Augmentation zu Stande kommen möge. Da Ich auch aus einem von dem Cardinal letzthin erhaltenen Schreiben urtheile, dass derselbe nicht so als wie sonsten von dem p. Chambrier zufrieden ist, vermuthlich aus der Ursache, weil dieser ihn zu genau observiret, so sollet Ihr den Chambrier instruiren, dass er zwar den Cardinal auf das genauste observiren, dabei aber seine Mesures gar fein nehmen sollte; es schiene, der Cardinal soupçonnirte ihm, daher er suchen sollte, alles mit solcher Behutsamkeit anzugreifen, damit er seinen Credit bei dem Cardinal nicht gar verlöre, inzwischen er doch attent sein und Mich von allen Sachen fleissig avertiren müsse.

Ihr sollet auch Gelegenheit suchen, dem österreichischen Hofe durch den Mylord Hyndford insinuiren zu lassen, wie dass Meine Intention gar nicht sei, noch Ich zuzugeben gesonnen wäre, dass das osterreichische Haus in Teutschland zu sehr heruntergesetzet würde, noch von seinen Landen in Teutschland ein mehreres, als was Schlesien, Mähren und Böhmen sei, verlöre, sondern dass es im Stande bliebe, <24>das Haus Baiern zu balanciren, wie Ich denn, wenn es zur Friedenshandlung kommen würde, dem Hause Oesterreich von dieser Meiner Intention Proben geben und es darunter zu souteniren Mich äusserst bemühen würde. Welches alles Ihr mit behöriger Circonspection und Savoir-faire auszurichten habet.

An den v. Mardefeld habt Ihr zu schreiben, dass er die russische Kaiserin von Meinetwegen äusserst flattiren und derselben von Meiner beständigen Freundschaft alle Versicherung geben soll. Was Ihr Euch von einem mit der russischen Kaiserin allenfalls zu machenden Traité d'amitié schreiben lassen, darüber werdet Ihr hoffentlich den Mardefeld schon instruiret haben, daher Ich nur dieses noch hinzufügen will, dass, wenn derselbe das Tempo convenabel findet, er einen Versuch thun soll, ob nicht Meinen Unterthanen die Lieferung derer Mundirungstücher vor die russische Armee wieder zu Wege gebracht werden könne, es sei solches entweder durch einen solennen Vertrag, oder aber, dass wenigstens Meine Unterthanen, so dergleichen Lieferungen vor sich unternehmen wollten, daselbst protegiret würden. Zu welchem allem dann mehrgedachter v. Mardefeld ein convenables Tempo in Acht nehmen muss, damit Alles ohne Affectation und Risque, refusiret zu werden, geschehe. Damit auch wegen Meiner jetzigen Entfernung nicht zu viel Zeit verloren gehe, und der v. Chambrier sowohl als der v. Mardefeld in Zeiten instruiret werden mögen, so müssen die Dépêches wegen vorermeldter Umstände in duplo expediret und ihnen das eine davon je eher je lieber zugeschicket, das andere aber, wenn Ich es vollenzogen habe, ihnen nachgesandt werden,24-1 wie denn auch alles sorgfältigst chiffriret werden muss. Ich bin etc.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



24-1 Podewils erwidert 6. Febr.: „Tous les ordres en ceci comme en d'autres cas pareils sont expédiés, pendant l'absence de Votre Majesté, en double“ etc.