837. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BRESLAU.

Von dem Cabinetssecretär.

Chrudim, 10. Mai 1742.

Eichel übersendet einen Bericht des Grafen O. Podewils aus dem Haag mit Eröffnungen des Lord Stair,155-4 der dem König „aller Attention werth geschienen.“ Der Minister hat davon „gegen Mylord Hyndford Gebrauch zu machen und vielleicht bei solcher Gelegenheit die Succession von Ostfriesland oder ein, es sei eventuelles oder präsentes, Aequivalent auf das Tapis zu bringen. Wie aber die ganze Beilage, insonderheit dass eigenhändige Postscript des Mylord Stair etwas dunkel und équivoque ist, so haben Se. Königl. Majestät vor nöthig gefunden, Ew. Excellenz durch rnich melden zu lassen, dass Dieselbe mit dem fordersamsten <156>an erwähnten Herrn Grafen von Podewils schreiben möchten, gedachten Mylord Stair über dieses Sujet weiter zu sondiren, und es dahin zu richten, was Milord Stair mit dem « agrandissement d'un autre côtés » — « du côté de la Prusse polonaise », und durch die « autres avantages qu'on veut fairey » eigentlich verstehe.156-1 Se. Königl. Majestät begriffen wohl, wohin man ohngefähr damit wolle; Sie möchten aber gerne, dass gedachter Mylord sich dariiber klarer herausliesse.156-2

Ich bin auch noch befehliget, Ew. Excellenz zu schreiben, dass wenn es mit Mylord Hyndford zur Handlung käme, Dieselbe diejenige kleine Avantages, welche in dem Tractat mit Frankreich und dem Kaiser versprochen worden, ex. gr. die Aufhebung der Lehnbarkeit Dero böhmischen Lehen in der Churmark etc., mit zuconditionirten, damit Dieselbe aus aller Melange mit denen Oesterreichern kämen.

Gleichfalls recommandiren Se. Königl. Majestät das Schuldenwesen, als einen der importantesten Artikul, um dahin zu sehen, dass man solcher, soviel de bonne grâce geschehen kann, sich loszumachen suche, damit Sr. Königl. Majestät die fast unerschwingliche Schuldenlast nicht allein auf dem Halse bleibe.

Ebenmässig möchte dem Hause Oesterreich bei dem zu errichtenden Tractat keine Gelegenheit gelassen werden, sich vor das künftige weiter im geringsten von einigem Intérieur der schlesischen Sachen zu meliren, es sei nun, dass der wienersche Hof conditioniren wolle, dass es mit der katholischen Religion in allen Stücken auf dem Fuss vor dem Einmarsch in Schlesien bleiben, oder auch die Stände in ihren vorigen Freiheiten, Rechten und Verfassungen gelassen werden sollten. Se. Königl. Majestät würden keinen Katholiken drücken noch ihm etwas entziehen lassen; so würden Sie auch denen Ständen das, so ihnen gebühret, nicht entziehen. Mit dem Hause Oesterreich aber wollten Sie <157>deshalb keine Stipulationes haben, da einestheils solches der Souveränität, welche Sie über dièse Dero Conquête prätendirten, auch von andern Puissancen Ihro schon zugestanden worden, diamétralement zuwider, anderntheils aber Sie durch dergleichen Condition denen Oesterreichern keine Gelegenheit übrig lassen wollten, einen Anhang in Schlesién zu behalten und Se. Königl. Majestät in allen Stücken, unter dem Vor wand, es liefe wider die Constitution des Landes oder die etablirte katholische Religion, zu traversiren“ ....

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



155-4 D. d. 28. April. Vergl. Droysen V, 1, 436.

156-1 In der von Lord Stair dem Grafen O. Podewils gegebenen Aufzeichnung heisst es zum Schluss: „Si le roi de Prusse avait en vue de s'agrandir d'un autre côté, il me paraît que dans la situation présente cela se pourrait faire, sans faire aucune peine au roi de la Grande-Bretagne.“ Mündlich fügte Stair hinzu: „J'y metspour fondement que Sa Majesté Prussienne gardera la Silésie telle qu'elle la demande, et que nous la lui garantirons; que si elle trouve à propos de s'agrandir du cote de la Prusse polonaise, Sa Majesté Britannique ne n'y opposerait point, mais qu'elle fera encore d'autres avantages à Sa Majesté Prussienne pourvu qu'elle veuille se lier avec elle.“

156-2 2 Stair kam gegen O. Podewils noch wiederholt auf die „avantages du côté de la Pologne“ zurück. Ein im Ministerium entworfener Erlass vom 10. Junian O. Podewils sagt, der Weisung im Texte gemäss : „Vous devez tâcher de le sonder adroitement sur ce qu'il veut dire par cela, et de quelle manière il croit qu'on me pourrait procurer ces avantages, et ce que le Roi son maître y pourrait contribuer. Car de dire qu'il ne s'y opposera pas, n'est pas un avantage, Sa Majesté Britannique étant trop éloignée de la Pologne pour s'y opposer directement, si j'avais de pareilles vues. Mais il y a d'autres occasions où la Grande-Bretagne peut me donner des marques de son amitié, et où elle est plus à portée de soutenir mes justes droits;“ als Beispiele werden die preussischen Ansprüche auf Ostfriesland und Mecklenburg genannt.