928. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BRESLAU.

Charlottenburg, 17. Juli 1742.

Mein lieber Geheimer Etatsminister Graf von Podewils. Nachdem der englisçhe Courier, welcher ehegestern hier durch und nach Breslau an Mylord Hyndford gegangen, beikommende Relation des Andrié an den Etatsminister von Borcke abgegeben, und Ich daraus ersehen habe, mit was sehr guter Grâce des Königs yon Engelland Majestät Sich von der Garantie des zwischen Mir und der Königin von Ungarn etc. getroffenen Friedens chargiret, und mit was vor Facilité und Promptitude Selbige die formelle Acte deshalb ausfertîgen lassen, so muss Ich gestehen, dass Ich von solchem guten Verfahren der Engelländer sehr satisfait bin. Und wie Ich numnehro an des Königs von Grossbritannien Majestät selbst schreiben und Derselben vor alle obligeante Attention danken werde, so habt Ihr den Andrié zu instruiren, dass derselbe sowohl des Königs Majestät als dem Mylord Carteret in den polisten und verbindlichsten Terminis danken und aller Meiner Erkenntlichkeit versichern soll. Wie Ihr denn auch den Grafen von Podewils im Haag auf gleiche Art wegen Mylord Stair zu instruiren habt.

Bei der Acte selbst wird hoffentlich nichts auszusetzen sein, und solche sowohl den König von Grossbritannien als die Nation in die Verbindlichkeit setzen, den getroffenen Frieden zu garantiren und jederzeit zu mainteniren. Ich zweifle hierbei nicht, es werde diese Garantie dem wienerschen Hofe einige Impression machen, um mit so mehrerer Facilité in Berichtigung des formellen Friedenstractates zu <231>Werke zu gehen, und von weitern Prätensionen und Chicanen zu abstrahiren, wie Ich denn hoffe, Ihr werdet Meinem vorigen zu Folge mit Mylord Hyndford gesprochen und demselben insinuiret haben, dem wienerschen Hofe desfalls serieuse Vorstellung zu thun, mit dem Beifügen, dass, da die Kron Engelland auf eine defensive Alliance nunmehro so sehr antrüge, diese durch die beständige neue Anforderungen des wienerschen Hofes nicht wenig aufgehalten würde, indem Ich ohnmöglich weiter gehen könnte, bevor Ich nicht wegen des wienerschen Hofes völlig sicher und in Richtigkeit wäre. Ihr könnet Mylord Hyndford beständig die Perspective von einer näheren Verbindung mit den Seepuissancen sehen lassen, welche durch die Caprices des wienerschen Hofes aufgehalten wurde, wovon Ihr so guten Gebrauch als es möglich ist machen müsset, um mit dem wienerschen Hofe nach Meiner Intention zum Schlusse zu kommen. Wobei Ihr jedoch alle Vorsicht brauchen müsset, um Mich weder directement noch indirectement zu etwas offensivem gegen Frankreich zu engagiren, als wozu Ich Mich nicht verstehen werde, man offerire Mir auch was man wolle.

Der Etatsminister von Borcke wird Euch bereits gemeldet haben, wie dass der Kaiser den Feldmarschall Graf Seckendorff anhero geschicket, welchen Ich dann ehegestern allhier gesprochen habe. Sein ganzer Antrag bestehet darin, dass Ich durch gute Officia Mich des Kaisers annehmen möchte, damit er mit der Königin von Hungarn zu einem raisonnablen Frieden gelange und zum Besitz seiner Erblande kommen möchte. Was der Kaiser deshalb an Mich geschrieben und was Ieh seibst darauf geantwortet, solches werdet Ihr aus den Anlagen ersehen. Meine Intention aber dieserwegen ist, dass, wenn wir erstlich mit unserm Frieden mit dem wienerschen Hofe völlig fertig sein werden, Ihr alsdann an Mylord Hyndford sagen sollet, wie er sich erinnern würde, dass bei der Negociation unseres Friedens der englische Hof Mir versichern lassen, dass, sobald wir mit dem wienerschen in Rîchtigkeit sein würden, man alles anwenden wollte, um den Kaiser von der bisherigen Dépendance von Frankreich loszumachen und ihm zu einer Satisfaction zu verhelfen, in welcher Absicht Ich dann auch mit so mehrerer Facilité die Hände zu einem Accommodement geboten hatte. Ich hoffte dannenhero, man würde von Seiten des englischen Hofes sich vor den Kaiser bestmöglichst interessiren, auch den wienerschen Hof dahin zu disponiren suchen, damit wenigstens zu gleicher Zeit, wann die französischen Truppen Böhmen evacuirten, alsdann auch die österreichischen Truppen Baiern evacuiren möchten, damit alles wieder in dem Stande, wie es vor Anfang des Krieges mit Baiern gewesen, wiederum kommen möchte. Ich zweifelte auch nicht, man würde von Seiten der Kron Engelland dem Kaiser demnächst soviel möglich weiter helfen, um zu einem stablen und durablen Frieden in Teutschland zu gelangen. Gleiche Insinuationes würde alsdann der Andrié <232>gegen Mylord Carteret und der Graf von Podewils im Haag gegen Mylord Stair zu thun haben, und dahero dahin zu instruiren sein.

Ich hoffe nunmehro, es werde der wienersche Hof sich nunmehro wegen der mit Mir noch vorgewesenen Differentien auf eine billige Art declariret haben, damit wir einmal aus der Sache kommen. Sollte solches wider alles Vermuthen nicht geschehen sein, so wird der Andrié sowohl als der Graf Podewils im Haag auf gleiche Art, wie Ich Euch oben mit Mylord Hyndford zu sprechen befohlen, zu instruiren sein, um mit Mylord Carteret und Mylord Stair zu sprechen und dieselbe zu disponiren, dem wienerschen Hofe nachdrückliche Représentations thun zu lassen. Ich erwarte Eure Berichte von allem und bin etc.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.