1007. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Von dem Cabinetssecretär.

Potsdam, 12. November 1742.

„Des Königs Majestät haben mir befohlen, auf den unter dem 11. d. erhaltenen Bericht, wegen dessen, so Mylord Hyndford nach letzthin erhaltenen Couriers sich gegen Ew. Excellenz geäussert,290-1 sogleich zu melden : Wie dass Höchstdieselbe vor dienlich zu sein hielten, Sich noch zur Zeit mit Dero Finalresolution auf die von Mylord Hyndford gethane Ddclaration nicht zu übereilen; allermassen Sie dergestalt concludirten: die Engellânder wollten den Krieg gegen Frankreich poussiren, oder aber, sie hätten Lust und Hoffnung, den Frieden zu kriegen. Auf ersteren Fall nun, so könnten dieselben nicht anders und würden Sr. Königl. Majestät die verlangete Condition wegen der ostfriesischen und mecklenburgischen Successionen zustehen. Wann das letztere aber wäre, so begriffen Se. Königl. Majestät wohl, dass Sie alsdann würden nachgeben und den Defensivtractat purement et simplement, wie es Hyndford declariret, annehmen müssen. Da man nun jetzo noch nicht mit einiger Zuverlässigkeit urtheilen könnte, ob die Engelländer den Krieg continuiren müssten oder den Frieden haben dörften, inzwischen eines oder das andere sich doch binnen wenig Wochen äussern müsste, so venneinen Se. Königl. Majestät wie gedacht, dass es besser sein dörfte, unter allerhand zu machenden kleinen Schwierigkeiten den völligen Schluss des Defensivtractats de bonne grâce zu trainiren, bis man klärer sehen könnte, was vor einen Entschluss Höchstdieselbe zu nehmen hätten, und ob Sie Sich auf Dero verlangte Conditiones roidiren könnten, oder ob Sie nachgeben müssten. Höchstdieselbe vermeinen hierzu um so mehr Ursach zu haben, als Sie nicht fänden, was vor Avantage Sie zu gewärtigen, wann der Tractat nach der Declaration von Mylord Hyndford gezeichnet würde, wobei Sie besorgeten, dass der Erfolg davon nicht anders als der sein würde, dass der König von Engelland in einer Harangue an das Parlament damit brillirte und die Nation dadurch gegen Frankreich animirte, im übrigen aber natürlicher Weise erfolgen müsste, dass die Kron Frankreich gegen Se. Königl. Majestät noch mehr irritiret und jaloux gemachet würde, so dass, wenn demnächst der Cas mit Ostfriesland erfolgete, Se. Königl. Majestät von Seiten der Engelländer wegen der Succession alle Schwierigkeiten zu gewärtigen, von Frankreich aber nichts zu hoffen, und Sich also zwischen zwei Stuhle plantiret hätten. Sie glaubten also nöthig zu haben, soviel möglich noch Dero Resolution en suspens zu halten und die Sache de bonne grâce zu trainiren, wodurch, wenn wie oberwähnet die Engel<291>länder den Krieg continuirën müssten, Sie die Garantie der ostfriesischen Succession gewinnen, au bout du compte aber nichts mehr verlieren könnten, als dass Sie endlich den Defensivtractat wie es das englische Ministerium verlangete zeichnen müssten..

Von einem Recht des Königs von Engelland auf die ostfriesische Succession wäre Deroselben nichts bekannt; die Holländer könnten Sr. Majestät Jura darauf nicht zu Wasser machen, überhaupt wäre Deroselben auch mit der Succession und Garantie derer Holländer nicht sonderlich gedienet .... Noch erwähnten Se. Königl. Majestät, wiewohl nur gleichsam en passant, dass, wenn des Königs in Engelland Majestät durch einen besondern Tractat die réciproque Convenances reguliren wollten, man solches gleich vornehmen und diesen Tractat zugleich mit dem Traité défensif reguliren könnte.“ ...

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



290-1 Podewils hatte berichtet, dass Hyndford ihm erklärt, England lehne den von Preussen vorgeschlagenen geheimen Artikel wegen Mecklenbnrg und Ostfriesland (vergl. oben S. 279) ab, ebenso wie die preussische Declaration vom 10. September (oben S. 271).