2089. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU [IN EILENBURG].

Görlitz, 4. December 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. So sehr als Ich in Verlegenheit gewesen bin, dass etwa ein oder anderer ohnvermutheter Umstand Ew. Liebden gehindert haben möchte, Dero Operationes nicht sobald, als Ich es wohl gewünschet und die Umstände erfordert haben [zu beginnen], so höchst erfreulich ist es Mir aus dem von Ew. Liebden durch den damit geschickten Officier erhaltenen Schreiben vom 30. v. M. zu ersehen gewesen, dass Dieselben nicht nur mit den Operationell nach Meinem Wunsch und mit aller Macht den Anfang gemachet sondern Sich auch gleich darauf von der Stadt Leipzig Meister gemachet, und solche, so zu sagen ohne Schwertschlag, durch Capitulation genommen haben. Ich bin nicht vermögend, Ew. Liebden hierdurch die grosse Obligation zu bezeigen, so Ich Deroselben vor den so wohl disponirten als glücklich ausgeführten Coup habe, und bitte Deroselben, nur zu glauben, dass Ich Deroselben deshalb lebenslang die grösste Verbindlichkeit haben werde, gratulire aber auch Ew. Liebden zugleich aufrichtigst zu der dadurch. Sich von neuem erworbenen Gloire und wünsche von Grunde Meiner Seelen allen ferneren glücklichen Success. Von dem Einhalt der mit der Stadt Leipzig getroffenen Capitulation bin Ich in allen Stücken sehr wohl zufrieden. Ew. Liebden werden aber nunmehr die Veranstaltung zu machen beheben, dass von dieser Stadt ein grosses und considerables Contributionsquantum gefordert und erleget werden müsse. Es können Ew. Liebden dabei gute, gleich zahlbare Wechsel annehmen, doch mit der Precaution, dass Sie zugleich ein paar bemittelte Leute, gleichsam wie Geissein, der sichern Zahlung halber nehmen; so<361> viel Sie es aber auf baar Geld treiben können, muss solches geschehen, dieweil Ich nothwendig baar Geld brauche. Der leipziger Kreis soll für die Kriegskasse bleiben, aus den übrigen Kreisen aber sollen die Regimenter ihre Douceurs haben, wann es erstlich zu den Winterquartieren kommt; sonsten machen wir unsere Sachen so, dass der General Lehwaldt ein paar Tage bei Meissen sein wird, um solches zu nehmen, allda eine Brücke zu schlagen und unsere Communication zu machen. Sollten die Sachsen sich hinter der Mulde setzen wollen, so kommen wir ihnen dadurch im Rücken, sodass sie da nicht bleiben können. Gehen sie nach Dresden, so können sie da nicht subsistiren; Mehl haben sie da, aber keine Fourage, und kommen zwischen Ew. Liebden und Mir, dass sie da auch nicht bleiben können; sonst wir vielleicht Dresden nehmen, sie aber nach dem Gebirge gehen, so müssen Ew. Liebden solche bis dahinein poussiren, und kann Ich nicht so weit reichen; im Lande aber müssen sie durchaus nicht bleiben, sondern durchaus herauspoussiret werden. Alles übrige spare bis zur nächsten Gelegenheit und bin mit aller Hochachtung Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst.