<176> Eid zu leisten, wurde verabschiedet. Um sich dem Kaiser gefällig zu erweisen, trat ihm der Kurfürst 2 000 Reiter ab. Er behielt nur 200 Reiter und 2 000 Mann Fußvolk, die das Leibregiment, sowie die Regimenter Burgsdorff, Trott und Ribbeck1 bildeten.

Friedrich Wilhelm war der erste Kurfürst, der ein stehendes Heer unterhielt. Die Infanteriebataillone setzten sich aus 4 Kompagnien zu je 150 Mann zusammen. Ein Drittel der Bataillone war mit Piken, der Rest mit Musketen bewaffnet. Die Infanterie trug Uniformen und Mäntel. Die Reiter versahen sich selbst mit Waffen und Pferden. Sie trugen halbe Rüstung2, rückten schwadronsweise ins Feld und führten vielfach Kanonen mit.

Im Jahre 1651 entstand ein Streit zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen von Neuburg wegen der klevischen Erbschaft3. Aus diesem Anlaß vermehrte der Kurfürst seine Truppen. Er hob 52 Kompagnien Kavallerie und 82 Kompagnien Infanterie aus. Auch trat Graf Wittgenstein4 in seine Dienste mit den Kavallerieregimentern Wittgenstein, Storckow und Osten, und den Infanterieregimenten Pissart, Hanau und Maillard. Nach Beilegung der Zwistigkeiten mit dem Pfalzgrafen entließ der Kurfürst die Mehrzahl seiner Truppen.

Kurz darauf (1655) brach ein Krieg zwischen Karl Gustav und der Republik Polen aus5, der zu neuen Aushebungen führte. Mit Hilfe schwedischer Subsidien gab sich der Kurfürst alle Mühe, eine Armee auf die Beine zu bringen. Nach den Archiven belief sich damals die Kavallerie auf 14 400 Pferde. Diese Zahl scheint stark übertrieben. Was sie dennoch glaublich machen könnte, sind die Namen der Führer und der Truppenteile, die uns erhalten geblieben sind. Es waren dies die Garden, die Generale Waldeck, Kannenberg6, Derfflinger7, die Obersten Lottum, Spaen, Siegen, Manteuffel, Schenck, Wallenrodt, Strantz, Reinau, Halle, Eller, Quast, und die Dragonerregimenter Waldeck, Kanitz, Kalckstein, Lesgewang, Lehndorff, Sack und Schlieben. Da der Kurfürst die Absicht hatte, die Polen anzugreifen, deren Hauptsiärke in der Kavallerie lag, ist es wohl möglich, daß er sie mit gleichen Waffen bekämpfen und ihnen ein Korps entgegenstellen wollte, das imstande war, ihnen Respekt einzuflößen. Seine Infanterie belief sich auf 10 600 Mann. Sie bestand aus der Leibgarde, dem Regiment des Feldzeugmeisiers Sparre8, sowie den Regimentern Waldeck, Trott, Graf Waldeck, Kalckstein, Klingsporn, Dobeneck, Götze, Hugt und Eulenburg. Während des ganzen Krieges, den der Kurfürst mit den Schweden gegen Polen führte, hatte Waldeck als Generalleutnant den Oberbefehl über die branden-


1 Oberst Hans Georg von Ribbeck erhielt nach Rochows Entlassung (vgl. S. 56) dessen Regiment.

2 Im Gegensatz zur vollen Rüstung, zu der der geschlossene Visierhelm und die volle ritterliche Rüstung gehörten, bestand die halbe Rüstung in offener Sturmhaube, Brust- und Rückenstück

3 Vgl. S. 57 f.

4 Der Mindische Statthalter Graf Johann von Sayn-Wittgenstein.

5 Vgl. S. 58 ff.

6 Graf Georg Friedrich zu Waldeck; Christoph von Kannenberg.

7 Vgl. S. 75.

8 Vgl. S. 57.