<74> Montecuccoli die Pläne des Feldzugs von 1672 zum Scheitern brachte und Bournonville zur Ursache des Mißgeschicks ward, das den Verbündeten im Elsaß zustieß. Der Wiener Hofkriegsrat, der sich nicht an Ort und Stelle befand, war durch den Verlust der Schlachten bei Senef, Sinzheim und Enzheim ängstlich geworden. Er fürchtete, Deutschland wäre verloren, wenn er eine vierte Schlacht wagte. Dazu kam die Uneinigkeit unter den kaiserlichen Generalen. Nimmt man alle diese Gründe zu sammen, so erklärt es sich, daß Friedrich Wilhelm an der Spitze der Kaiserlichen niemals so bewunderungswürdig erschien wie an der Spitze seiner eignen Truppen.

Während Turenne durch sein geschicktes Vorgehen die Grenzen Frankreichs sicherte, mühte sich der Staatsrat Ludwigs XIV., ihn von einem gefährlichen Feind zu befreien. Um Friedrich Wilhelm von den Kaiserlichen zu trennen, führte Frankreich eine Diversion herbei, die ihn in seine eigenen Staaten zurückrief.

Schweden hatte zwar im Jahre 1673 ein Schutzbündnis mit dem Kurfürsten geschlossen, aber Frankreich fand Mittel, es zu zerreißen. Mit einem schwedischen Heere drang Wrangel in die Mark Brandenburg ein. Der Fürst von Anhalt, der dort Statthalter war, beklagte sich bitter über den Einbruch. Wrangel begnügte sich damit, ihm zu antworten, die Schweden würden ihre Truppen zurückziehen, sobald der Kurfürst seinen Frieden mit Frankreich gemacht habe. Der Fürst von Anhalt meldete dem Kurfürsten, daß seine Staaten von den Schweden ausgeplündert und verheert würden. Da der Statthalter zu wenig Truppen hatte, um ihrem Heer entgegenzutreten, billigte der Kurfürst, daß er sich in Berlin einschlösse und dort seine Ankunft abwartete.

Während die brandenburgischen Truppen sich in ihren fränkischen Winterquartieren von den Anstrengungen des Elsässer Feldzugs erholten, wurden die märkischen Bauern durch die Schwedenplage zur Verzweiflung getrieben. Sie scharten sich zusammen und errangen auch etliche Erfolge gegen ihre Feinde. Sie hatten Kompagnien gebildet. Auf ihren Fahnen las man den Namen des Kurfürsten und den Spruch:

Wir sein Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut.

Wrangel, der immerhin noch einige Ordnung unter den Schweden aufrechterhalten hatte, wurde krank. Da er nicht nach dem Rechten sehen konnte, nahmen die Erpressungen und Plünderungen noch zu. Nicht einmal die Kirchen wurden geschont. Die Habgier trieb den Soldaten zu den ärgsten Grausamkeiten.

Die Mark sehnte sich nach ihrem Befreier. Und sie brauchte nicht lange auf ihn zu warten. Friedrich Wilhelm war schon unterwegs, sich an den Schweden für ihre Treulosigkeit zu rächen. Er verließ seine Quartiere in Franken und kam am 21. Juni in Magdeburg an. Sofort nach seinem Eintreffen ließ er die Tore der Festung schließen und wandte alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln an, damit keine Nachricht von seinem Nahen bis zum Feind dringe. Am Abend des 22. Juni ging das Heer über die Elbe und gelangte auf Umwegen in der folgenden Nacht vor die