<30> Spanischen Erbfolgekriege her, aber die erhöhten den Kredit der Nation, anstatt ihn zu schwächen.

Der Holland regierende Pensionär van der Heim galt für einen Durchschnittsmenschen. Er war phlegmatisch, bedächtig, ja furchtsam, aber anhänglich an England aus Gewohnheit, aus religiösen Gründen und aus Angst vor Frankreich.

Die Republik konnte zwölf Millionen Taler an Einkünften haben, ohne auf die Hilfsquellen ihres Kredits zurückzugreifen. Sie konnte vierzig Kriegsschiffe in Dienst stellen und unterhielt 30 000 Mann regulärer Truppen, die nach den Bestimmungen des Utrechter Friedens (1713) vornehmlich zur Sicherung der Grenzplätze dienten. Aber die Armee war nicht mehr wie einstmals die Schule der Helden. Seit der Schlacht von Malplaquet (1709), wo die Holländer die Blüte ihrer Mannschaft und den Stamm ihrer Offiziere verloren, und seit der Abschaffung der Statthalterschaft kamen ihre Truppen aus Mangel an Mannszucht und Ansehen herunter. Tüchtige Heerführer waren nicht mehr; ein achtundzwanzigjähriger Friede hatte die alten Offiziere hingerafft, und man hatte versäumt, neue heranzubilden. Der junge Prinz Wilhelm von Nassau-Oranien1 schmeichelte sich, die Statthalterschaft zu erlangen, weil er aus der Familie der Statthalter war. Indessen hatte er nur einen geringen Anhang in der Provinz Geldern, und die eifrigen Republikaner waren alle gegen ihn. Sein beißender, satirischer Witz hatte ihm Feinde gemacht, und Gelegenheit, seine Talente zu zeigen, hatte sich nicht geboten. In dieser Lage wurde die niederländische Republik zwar von ihren Nachbarn verschont, aber wenig geachtet wegen ihres geringen Einflusses auf die europäische Politik. Sie war friedlich aus Grundsatz und kriegerisch durch Zufall.

Wenden wir den Blick von Holland nach dem Norden, so finden wir Dänemark und Schweden, zwei Königreiche, fast gleich an Macht, aber nicht mehr so angesehen wie einst.

Unter Friedrich IV. hatte Dänemark dem Hause Holstein das Herzogtum Schleswig entrissen (1720); unter Christian VI.2 wollte man das Himmelreich erobern. Die Königin Sophie Magdalene, eine Bayreuther Prinzessin, benutzte die Frömmelei als heiligen Zaum, um ihren Gemahl von Untreue abzuhalten, und der König, ein lutherischer Eiferer, hatte durch sein Beispiel den ganzen Hof fanatisch gemacht. Ist die Einbildungskraft eines Fürsten vom himmlischen Jerusalem entzückt, so verachtet er den Kot dieser Welt. Jeden an die Besorgung der Staatsgeschäfte gewandten Augenblick hält er für verloren. Die politischen Grundsätze sind ihm Gewissensfragen, die Vorschriften des Evangeliums werden sein Kriegsreglement, und die Intrigen der Geistlichen beeinflussen die politischen Erwägungen. Seit dem frommen Äneas, seit den Kreuzzügen des heiligen Ludwig finden wir in der Geschichte kein Beispiel eines religiösen Helden. Denn Mohammed war nicht fromm,


1 Wilhelm IV., seit 1747 Erbstatthalter.

2 1730—1746.