<129> Kriegsbedarf am leichtesten geschafft werden konnte. Alsbald wurde eine Batterie von 24 Kanonen, 20 Mörsern und 16 Haubitzen errichtet. Da sie aber von der Artillerie der Belagerten stark belästigt wurde, so war sie erst am 8. völlig ausgebaut. Am 10. wurde ein Außenwerk erobert, durch das man bis auf 100 Schritt an das Galgenfort herankam. Im Besitz dieses Außenwerkes konnte man einen Handstreich auf das Fort wagen, um die Belagerung schneller zu beenden. Nachdem die Geschütze des Wasserforts und des Galgenforts bereits am 15. zum Schweigen gebracht waren, wurde der Sturm auf das Galgenfort um Mitternacht eröffnet. Es wurde in der Kehle umgangen und von 1 000 Grenadieren gestürmt. Der Verlust war nicht der Rede wert. Angesichts dieses tapferen Vorgehens verlor der Kommandant Graf Thürheim den Mut und schlug Schamade. Die ganze Besatzung, 5 000 Mann, streckte die Waffen und räumte am 18. April die Stadt. Sie wurde auf die verschiedenen festen Plätze Schlesiens und der Kurmark verteilt.
Die schnelle und glückliche Beendigung der Belagerung ermöglichte dem König die Ausführung größerer Pläne. Seine Absicht war, in Mähren einzudringen und Olmütz zu erobern, nicht um es zu behalten — denn man sah bereits voraus, daß die Russen, die sich schon Ostpreußens bemächtigt hatten, eine Diversion nach Pommern und der Mark Brandenburg machen würden —, sondern um die Österreicher während des ganzen Feldzuges in einer Gegend zu beschäftigen, die den preußischen Staaten möglichst fernlag. Der König wollte dadurch Zeit und Muße gewinnen, der russischen Armee mit bedeutenden Kräften entgegenzutreten.
Um seinen Plan zur Ausführung zu bringen, mußte der König den Feldmarschall Daun notwendigerweise irreführen, damit er ihm um einige Tagesmärsche zuvorkommen und sich noch vor seinem Eintreffen in der Gegend von Olmütz festsetzen konnte. Zu dem Zweck zog sich die Armee des Königs aus den Bergen in die Ebenen von Schweidnitz und Reichenbach zurück, unter dem Vorwand, die Truppen bedürften nach der anstrengenden Belagerung der Erholung und man müßte die Ankunft der neuen Rekruten erwarten. Zieten blieb mit einem Korps in der Gegend von Landeshut stehen, zog von dort eine Postenkette bis Friedland, und Fouqué rückte in die Grafschaft Glatz, um alle Pässe zu bewachen. Beide Korps sollten die Bewegungen der Armee hinter den Bergen verschleiern und überdies verhindern, daß die Österreicher Nachrichten erhielten, die sie über die Absichten der Preußen aufklären konnten.
Während der Feind durch solche Vorkehrungen getäuscht wurde, marschierte der König mit der Armee nach Neiße, wo sie sich in zwei Kolonnen teilte. Die eine, die der König selbst führte, schlug die Straße nach Troppau ein. Die andere unter Feldmarschall Keith marschierte auf Jägerndorf. Am 3. Mai stiegen beide Kolonnen in die Ebene von Olmütz herab, die eine über Giebau, die andere über Sternberg. Fouqué folgte ihnen, sobald er merkte, daß der Feind Verdacht schöpfte und die Gegend von Königgrätz verließ, um gegen Hohenmauth vorzugehen. Er rückte über Neiße und brachte von dort Lebensmittel und Kriegsbedarf zur Belagerung nach