<202> dem Barrieretraktat1 zu zahlen verpflichtet ist, würde diese neue Grenze nicht einmal eine volle Entschädigung für das bieten, was Holland zu fordern hat.

Auch zu einem Bündnis mit Dänemark scheint jetzt der rechte Augenblick zu sein. Die Ansprüche des dänischen Hofes und seine gegenwärtigen Streitigkeiten wegen der Besetzung der Stelle des Koadjutors im Bistum Lübeck2 sind wohl bekannt und könnten, wie ich meine, ausgenutzt werden.

Für den Landkrieg ist dieser Denkschrift ein Feldzugsplan für das Heer der Alliierten in Westfalen3 beigefügt. Zugleich aber wird darauf hingewiesen, daß, wenn es nicht noch einmal so kommen soll wie bei Minorka, kein Augenblick zu verlieren ist, um die notwendigen Maßregeln zur Aufstellung dieses Heeres zu ergreifen und besonders die Magazine zu errichten. Ich füge zu dem in jenem Plane Gesagten noch hinzu, daß es von größter Wichtigkeit ist, in dieser Hinsicht rasche und bestimmte Entschlüsse zu fassen. Fällt Wesel in Feindeshand, so ist das Kurfürstentum Hannover schwer bedroht; und haben die Franzosen es erst einmal in Besitz, so wüßte ich nicht, wie man sie daraus vertreiben soll.

Preußen seinerseits trifft schon zu dieser Stunde Maßregeln gegen seine Feinde, deren Zahl täglich wächst. Über die Haltung der Russen besteht noch keine Gewißheit. Obwohl in dieser Hinsicht noch ein schwacher Schimmer von Hoffnung bleibt, genügt er doch nicht, um schon jetzt zu bestimmen, wozu die Armee in Ostpreußen im Laufe des nächsten Feldzuges benutzt werden könnte.

Ich schließe diese Darlegungen mit der Bitte an die englische Regierung, die gegenwärtige Lage Großbritanniens und seiner Alliierten ernstlich zu erwägen, Kleinigkeiten den Interessen ganzer Nationen zu opfern, wenn möglich ein Bündnis mit Holland zu schließen, Rußland in Untätigkeit zu halten, Dänemark zu gewinnen und unverzüglich mit den feilen deutschen Fürsten, die ihre Truppen verkaufen wollen, Subsidienverträge abzuschließen4. Ferner empfiehlt es sich, mit den Rüstungen früher fertig zu sein als die Franzosen und, soweit möglich, Offensivpläne zu entwerfen, um den Krieg in Feindesland zu tragen und ihn von den eignen Grenzen fernzuhalten. Kurz, was auch geschehen möge, alles wird gut sein, wenn man nur zu irgend einem Entschluß kommt und Untätigkeit und Langsamkeit vermeidet. Sonst wird der Feind noch stärker, als er es ohnedies durch seine Macht, seine Hilfsquellen und die große Zahl seiner Truppen ist.


1 Artikel 19 des Barrierevertrags vom 15. November 1715.

2 Am 4. Oktober 1756 war Prinz Friedrich von Dänemark, der zweite Sohn König Friedrichs V., zum Koadjutor des Bistums Lübeck gewählt worden. Die Wahl des Prinzen wurde von dem Hause Holstein-Gottorp angefochten.

3 Vgl. S. 203 ff.

4 Vgl. S. 163 f.