<48> Sullowitz Gewehr- und Geschützfeuer von vorn und in der Flanke, sodaß sie wieder in die Stellung am Fuß der Weinberge zurückmußten. Erst jetzt begriff man, daß man es nicht mit der Nachhut zu tun hatte, sondern Feldmarschall Browne mit der ganzen österreichischen Armee gegenüberstand.

Der König wollte seine Kavallerie zurückziehen und sie wieder auf die Höhen ins zweite Treffen stellen, aber infolge von Mißverständnissen, wie sie an Schlachttagen unglücklicherweise so häufig sind, hatten sich alle Kürassiere bereits mit den Dragonern vereinigt. Noch ehe ihnen der Adjutant den Befehl des Königs überbringen konnte, attackierten sie in ihrem Ungestüm und in dem Wunsche, sich auszuzeichnen, zum zweitenmal und hatten die feindliche Reiterei bald geworfen. Obgleich ihnen abermals das Feuer entgegenschlug, das schon die Dragoner in ihre alte Stellung zurückgetrieben hatte, verfolgten sie die Österreicher bis auf 3 000 Schritt. Von ihrem eignen Ungestüm fortgerissen, setzten sie über einen 10 Fuß breiten Graben. 300 Schritt dahinter deckte ein noch breiterer Graben die feindliche Infanterie. Sofort ließ Feldmarschall Browne 60 Geschütze seiner Batterien auf die preußische Kavallerie feuern, wodurch sie abermals zum Rückzug und zur Aufstellung am Fuße der Höhen gezwungen wurde. Das geschah aber in voller Ordnung und ohne Verfolgung von seiten des Feindes. Um eine nochmalige Übereilung der Kavallerie zu verhüten, schickte der König sie wieder ins zweite Treffen hinter die Infanterie.

Während die Kavallerie zurückkam, begann das Feuer der Linken lebhafter und stärker zu werden. Feldmarschall Browne wollte den Spieß umdrehen. Als er sah, daß man ihn angreifen wollte, beschloß er, lieber selbst anzugreifen. Zu dem Zweck hatte er 20 Bataillone hinter Lobositz vorrücken lassen. Sie schlängelten sich hintereinander an der Elbe entlang, kamen den in den Weinbergen kämpfenden Panduren zu Hilfe und versuchten sogar, die linke Flanke der Preußen zu umgehen. Aber die preußische Infanterie warf sie tapfer zurück und eroberte einen Weingarten nach dem andern. Dann drang sie in die Ebene vor und verfolgte einige feindliche Bataillone, die sich vor Schreck in die Elbe stürzten. Ein andrer Haufe von Flüchtlingen warf sich in die nächsten Häuser von Lobositz und schickte sich zur Verteidigung an. Nun wurden einige Bataillone vom rechten preußischen Flügel zur Verstärkung des linken Flügels abgeschickt, sodaß er sich nun an die Elbe lehnen konnte. In dieser Formation rückte er keck und entschlossen auf Lobositz vor, ohne daß der rechte Flügel der Preußen seinen Stützpunkt auf den Höhen verließ. Die Grenadiere schossen durch Fenster und Türen in die Häuser und legten endlich Feuer an, um schneller zum Ziele zu kommen. Obgleich die Angreifer sich verschossen hatten, drangen die Regimenter Itzenplitz und Manteuffel mit gefälltem Bajonett in Lobositz ein und zwangen neun frisch von Browne herbeigeschickte Bataillone zur Räumung des Ortes und zu schimpflicher Flucht. Nun wichen alle feindlichen Truppen auf diesem Flügel und überließen den Preußen den Sieg.