<76>schierte über Schwarz-Kosteletz auf Malotitz, wo Tresckow, der sich mehr rechts gehalten hatte, wieder zu ihm stieß. Des Königs Absicht war, Kolin zu erreichen, um sich mit dem Herzog von Bevern zu vereinigen. Jedoch stieß er bei Zasmuk auf eine starke feindliche Abteilung unter Nadasdy, die den Herzog von Bevern eigentlich schon von der preußischen Armee abschnitt. Bald darauf entdeckte man in der Ferne auf der Straße nach Kolin1 zwei Kolonnen, die in der Richtung auf Kaurzim marschierten. Durch abgesandte Kundschafter erfuhr man, es sei der Herzog von Bevern, der zur Vereinigung mit dem Heere des Königs heranrücke. Es war schon gegen Abend, und die Nacht brach herein, ohne daß der Herzog herankam. So mußte der König sich damit begnügen, ein Lager aufzuschlagen, so gut es die Dunkelheit erlaubte. Allerdings war er erstaunt über die völlig unerwartete Bewegung des Herzogs. Sie hatte indes folgende Gründe.

Am 13. Juni war der Herzog von Nadasdy bei Kuttenberg angegriffen worden und hatte ihn zurückgeschlagen. Gleichzeitig aber hatte Feldmarschall Daun die preußische Flanke zu umfassen versucht. Dieser Umgehung hatte der Herzog sich entzogen, indem er seine Stellung bei Kuttenberg mit der bei Kolin vertauschte. Dort erhielt er die Meldung, daß die bei Wysok lagernden Österreicher sich für den folgenden Morgen zum Angriff anschickten. Um sich dieser Gefahr nicht auszusetzen, zog er es vor, dem preußischen Hilfskorps entgegenzurücken, dessen Anmarsch ihm gemeldet war. Am nächsten Tage sollten die Wege nach Wysok rekognosziert werden, um Gewißheit über die Stellung des Feindes zu erlangen. Das mißlang aber wegen der dichten Wälder, die zudem voller Panduren waren. Noch am selben Tage2 griffen 4 000 Kroaten einen Proviantzug an, der von Nimburg zur Armee abgegangen war. Seine ganze Bedeckung bestand aus 200 Mann Infanterie unter Major Billerbeck3 vom Regiment Prinz Heinrich. Der tapfere Offizier verteidigte sich drei Stunden lang gegen die feindliche Übermacht, bis die Hilfstruppen ihn befreiten. Er verlor keinen Proviantwagen und hatte nur sieben Verwundete, was bei der Stärke der Angreifer sehr wenig war. Ein so geringfügiger Vorfall verdiente keine Erwähnung, wäre er nicht ein Beispiel dafür, was Tapferkeit und Entschlossenheit bei gut getroffenen Anordnungen im Kriege vermögen.

Das Gelände des preußischen Lagers war nicht vorteilhaft genug, um den Feind in gesicherter Stellung zu erwarten. Daher beschloß der König, nach Swojschitz zu rücken, wo die Gegend zur Verteidigung geeigneter war. Kaum aber war die Armee zur Besetzung dieser Stellung abmarschiert, so tauchte das Heer des Feldmarschalls Daun auf und formierte sich bei Swojschitz in einer Art Dreieck. Der linke Flügel zog sich nach Zasmuk, der rechte nach der Elbe zu. Die Front lag den Orten Kaurzim und Malotitz gegenüber. Sie war von einer sumpfigen Wiese gedeckt, durch die sich ein morastiger Bach schlängelte. Die veränderte Stellung des Feindes zwang auch


1 Die Kaiserstraße.

2 Vielmehr am 16. Juni 1757.

3 Konstantin von Billerbeck.