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2. Feldzugsplan für 17791
(Dezember 1778)

Um Österreich zu bekriegen, den Krieg rasch zu beenden und den Feind zum Frieden zu zwingen, gibt es kein sichereres und schnelleres Mittel, als den Krieg an die Donau zu tragen. Das ist aber nur möglich, wenn man die Österreicher von Mähren her angreift.

Da die Kaiserin von Rußland bereit ist, die deutsche Freiheit aufrecht zu erhalten, und zu diesem Zweck ein Hilfskorps bestimmt hat, das dementsprechend operieren soll, entsteht die Frage, auf welche Weise dies Hilfskorps in ihrem eigenen Sinne am nutzbringendsten verwandt werden kann.

Fürst Repnin hat in einer Note den Vorschlag gemacht, das Korps im Verein mit preußischen Truppen in Lodomirien und Galizien operieren zu lassen. Daraus scheint sich für Rußland der Vorteil zu ergeben, daß es dies Korps stets bei der Hand hat, um es im Notfall gegen die Türken zu verwenden, falls diese über den Dnjester gehen wollen; auch kann es zu Einfällen in Ungarn benutzt werden. Andrerseits hätte dieser Vorschlag folgende Unzuträglichkeiten. Offenbar haben die Kaiserin von Rußland und der König von Preußen das gleiche Interesse an einer möglichst raschen Beendigung des Krieges. Nun liegt es auf der Hand, daß der Wiener Hof weder in Galizien noch in Lodomirien, noch selbst in Böhmen so empfindlich zu treffen ist wie in Mähren.

Die preußischen Truppen in Schlesien sind 80 000 Mann stark. Davon müßten notwendig 10 000 Mann nach Landeshut und 10 000 Mann nach Glatz, Neurode und Wünschelburg detachiert werden. Es blieben also nur 60 000 Mann zur VerWendung gegen Mähren übrig. Müßten davon noch 20 000 Mann nach Lodomirien geschickt werden, so wären nur noch 40 000 Mann verfügbar. Dadurch würde der König zu einem Verteidigungskriege gegen die Österreicher gezwungen, und das zöge die Sache sehr in die Länge. Stieße hingegen das russische Hilfskorps bei


1 Anläßlich der Verhandlungen mit Rußland über die Verwendung des russischen Hilfskorps (vgl. S. 122) ist der obige Feldzugsplan entstanden und am 25. Dezember 1778 dem Kabinettsminister Graf Finckenstein zur Mitteilung an Fürst Repnin übersandt worden.