<166>steigert; seine Sanftmut machte ihn hochfahrend, und statt durch Güte etwas zu gewinnen, wurde Seine Majestät nach und nach zum Gegenstand der Schikane und Verachtung.

Da ihm also kein anderes Mittel bleibt, sein Recht zu erhalten, als die SelbstHilfe, und da der König mächtig genug ist, um es sich selbst zu schaffen, wird er den Fürstbischof von Lüttich fühlen lassen, wie unrecht er tat, seine Mäßigung so unwürdig zu mißbrauchen.

Trotz so vieler Äußerungen des Übelwollens seitens des Fürstbischofs wird der König keineswegs unerbittlich sein. Es genügt ihm, dem Fürstbischof gezeigt zu haben, daß er ihn strafen kann; ihn zu vernichten ist er zu hochherzig.

Tatbestand1

Die Untertanen der Herrschaft Herstall hatten sich im Jahre 1733 gegen den König aufgelehnt und sich unter den Schutz des Fürstbischofs von Lüttich gestellt, der ihnen ohne weiteres gewährt wurde. Der Fürstbischof hatte alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt und eine Unmenge geheimer Wege eingeschlagen, um die Herstaller gegen ihren Herrn und König aufzustacheln und sich dadurch eine Souveränität über die Herrschaft Hersiall anzumaßen, die die Bischöfe von Lüttich zur Zeit der manischen Fürsten zwar beansprucht hatten, die ihnen jedoch nie zugestanden ist. Vielmehr hatte man sie mit Grund und Recht bestritten.

Der verstorbene König ließ nichts unversucht, um die Hersialler Rebellen auf gütlichem Wege zum Gehorsam zurückzuführen, doch gelang ihm dies nie, und der Fürstbischof von Lüttich schürte durch seine Machenschaften immerfort den Ungehorsam und das Feuer des Aufruhrs in Hersiall.

Der verstorbene König ging in seiner Mäßigung so weit, daß er sich erbot, die Herrschaft Herstall für 100 000 Patagons2 an den Fürstbischof von Lüttich zu verkaufen, ein sehr geringer Preis für diese Herrschaft, die längs der Mosel und in einer reichen und fruchtbaren Gegend liegt. Da sie aber im Herzen des Bistums Lüttich liegt und von den Staaten des Königs abgetrennt ist, hielt Seine Majestät es für angezeigt, diesen Besitz seiner Ruhe zu opfern, um alles zu vermeiden, was Verwirrung anrichten oder im geringsten den Anschein von Ungerechtigkeit erwecken könnte.

Im Anfang der Unterhandlungen stellte sich der Fürstbischof von Lüttich, als wollte er auf das Angebot des Königs eingehen, dann aber entzog er sich ihm auf verschiedene Weise, ja, er verging sich aufs schwerste am Obersten Kreytzen, mit dessen Absendung der König ihn beehrt hatte. Trotz all dieser Äußerungen des


1 Nach dem ersten Entwurf. -

2 Frühere flandrische Silbermünze im Wert von 1 Taler 3 Groschen 3 Pfennig.