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Der Muselman, der seine Schwäche sieht,
Um Eugens Gräben seine Wälle zieht.
Doch er umschnürt die Stadt mit engren Ringen,
Verachtet des Wesirs Verwegenheit,
Läßt furchtlos sich vom Eisenband umschlingen,
Gibt ihm den Fluß zu überschreiten Zeit.
Dann plötzlich stürzt der Held sich ohne Zagen
Mit seinen Panzerreitern in die Schlacht1.
Der Türke sticht entsetzt in wildem Jagen,
Und Belgrad beugt sich Eugens Siegermacht.

Du hehrer Schatten, heißgeliebtes Bild,
Steig nieder aus Elysiums Gefild
Und zeige Dich Den Deinen als ein Vater!
Wie man den Sieg erficht, sei ihr Berater.
Dein Vorbild, kein geringres, soll sie mahnen:
Seid, Heldensöhne, würdig Eurer Ahnen!

Preis, edler Kurfürst, Deinem Ruhm, der tief
Sich eingegraben Deinem Vaterlande,
Als von des Rheines blutgetränktem Strande
Zur Elbe Deines Volkes Not Dich rief 2!
Gleich Tigern, Wölfen Hausten dort mit Morden
Und Sengen Schwedens zügellose Horden.
Auf leicht errungnem Lorbeer war die Kraft
Des sieggewissen Wrangel schon erschlafft —
Da weckt der Blitzstrahl ihn am Abgrundsrande:
Ein Rachegott erscheint dem Vaterlande.
Er kommt und sieht und siegt an einem Tag.
Die Schweden, taumelnd von dem Wetterschlag,
Der jäh in ihre Lager drang,
Trotzen umsonst dem Sturm, dem ungestümen:
Du, Fehrbellin, kannst Friedrich Wilhelm rühmen!
Dein Feld sah unsrer Feinde Untergang!
So war es, als Iehovas Rachebote,
Der Todesengel, einst herniederdrohte
Auf der Assyrer frevlen Übermut3.


1 Am 16, August 1717 (vgl. S. 210 und Bd. I, S. 132).

2 Vgl. Bd.1, S. 74 ff.

3 2. Buch der Könige, Kap. 19, Vers 35 f.