<40>„Was bist Du? Deiner Herde blöder Sklave,
„Treibst sie zur Tränke nur und scherst die Schafe,
„Indes so mancher lebt im Überfluß
„Und sorglos frönt dem weichlichen Genuß!
„Welch wohliges Behagen findest Du
„In den Palästen, welch bequeme Ruh!
„Sieh das Lustwandeln ihrer Herren an:
„'s ist ein Triumphzug; üppig sind die Mahle,
„Und jedes Fest gleicht einem Bacchanale!
„Wir alle sind dem Reichtum Untertan;
„Das Gold beschert Talente, Freunde, Ehren,
„Und wo es fehlt, ist Notdurft und Entbehren.
„Mit hohem Geist, Vorzügen wunderbar,
„Doch arm, bist Du ein tugendhafter Narr!
„Das Gold herrscht hier auf Erden unbeschränkt:
„Willst Du bestrittne Rechte Dir erkämpfen,
„Kannst Du den Aufruhr in der Brust nicht dämpfen,
„Ein goldner Hammer alle Türen sprengt!
„Man feiert Deine Gaben und erträgt
„Die Torheit selbst: dies kostbare Metall
„War stets der Dinge Nerv und überall
„Die Triebkraft, die rundum die Welt bewegt!“

Der Ärmste hält, vom Eigennutz erfaßt,
Nicht länger stand und fällt in seine Schlinge.
Phyllis, die Herde, die vertrauten Dinge
Sind vor dem Gaukelspiel zu nichts verblaßt.
Sein ländlich Leben dünkt ihn blöd und leer;
Nach Glanz und Gütern sieht nun sein Begehr,
Und er verläßt die Trift, sein häuslich Glück.
Die arme Phyllis — was geschah mit ihr?
Mit bangem Laut — ihr bricht das Herze schier —
Ruft sie den heißgeliebten Freund zurück,
Er geht, von ihren Tränen ungerührt,
Vom Eigennutz verhärtet. Ihn entführt
Der stolze Ruhm, verachtend seine Gier.
Wie reich an Reizen, neu und immer neuer,
Dünkt einem armen Hirten doch die Welt,
In die Natur ihn schlicht und arglos stellt!