<173>zurückblieben. Ein preußischer Generaladjutant brachte ein kaiserliches Requisitorialschreiben nach Dresden, worin König August durch Karl VII. aufgefordert ward, den zu seiner Hilfe bestimmten preußischen Truppen freien Durchzug durch Sachsen zu verstatten. König August war in Warschau; die sächsischen Minister protestierten, das Land setzte sich in eine Art Verteidigungszustand; man erreichte dadurch aber nur, daß der Durchmarsch der Preußen, zum Nachteil des Landes, langsamer vonstatten ging.
Am 15. August (1744) betraten die preußischen Armeen die böhmischen Grenzen. Dem Einmarsch derselben ward ein Manifest voraufgeschickt, welches sich im allgemeinen auf die Artikel der Frankfurter Union bezog; auch wurden Patente in Böhmen ausgegeben, in welchen die Einwohner vor allen Widersetzlichkeiten streng gewarnt wurden. Die Preußen fanden keine feindlichen Truppen von Bedeutung vor sich; die geringen Hindernisse, die dem Einmarsch und dem Wassertransport des Proviants entgegengesetzt waren, wurden bald beseitigt. In Leutmeritz an der Elbe wurden die Magazine für die Armee angelegt, indem es an Transportmitteln fehlte, um dieselben zu Lande weiter zu beschaffen. Am 2. September vereinigten sich die verschiedenen Korps der Preußischen Armee vor Prag.
Alsbald machte man die Anstalten zur Belagerung der böhmischen Hauptstadt, die durch ein Korps von 12,000 Mann verteidigt wurde. Am 10. September abends wurden die Laufgräben an drei verschiedenen Orten eröffnet. Schwerin hatte einen Angriff auf den Ziskaberg vorbereitet. Prinz Heinrich, der Bruder des Königs, besuchte ihn dort während der Nacht. Er fragte den Feldmarschall im Laufe des Gespräches, ob er wohl den Namen der Kapelle wisse, bei welcher der König sich gelagert habe. Jener verneinte es; der Prinz aber schwang den Hut und rief: « Sankta Viktoria! » — « Da müssen wir freilich », entgegnete Schwerin, « alles anwenden, um mit dieser schönen Heiligen näher bekannt zu werden. » Am folgenden Tage geschah der Angriff, und der Ziskaberg ward genommen. Friedrich, der sich während des Angriffes in einem der anderen Laufgräben befand, trat, um denselben zu beobachten, mit vielen Offizieren ins Freie hervor. Die österreichische Besatzung aber ward durch die große Menge der vornehmen Uniformen aufmerksam gemacht, sie richtete ihre Kanonen nach dieser Stelle, und ein unglücklicher Schuß tötete den Markgrafen Wilhelm, einen der Vettern des Königs, an der Seite des letzteren. (Ein älterer Bruder Wilhelms, Markgraf Friedrich, hatte schon in der Schlacht von Mollwitz den Heldentod gefunden.) Friedrich wurde durch den Tod dieses Prinzen sehr schmerzlich berührt. Im übrigen waren die Erfolge der Belagerung so glücklich, daß die Besatzung am 16. September kapitulieren und sich zu Kriegsgefangenen ergeben mußte. Sie ward in die schlesischen Festungen abgeführt.