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"Mein lieber Major Graf von Anhalt. Ich habe mit Eurem heutigen Schreiben den Orden pour les mérites, so Euer verstorbener Bruder getragen, erhalten, und condolire Euch um so mehr wegen des Verlustes dieses Eures Bruders, als ich an demselben einen sehr braven und qualificirten Officier verloren, dessen Verlust ich sehr zu regrettiren alle Ursach habe. Ich bin inzwischen Euer wohl affectionirter König.

Torgau, den 5. Novbr. 1760.
Friedrich."

7) Sophie Gräfin von Camas, geborne von Brand, war die Gemalin des am 14. April 1741 zu Breslau verstorbenen Oberst und Chefs eines Regiments zu Fuß Paul Henri de Tilio de Camas. Im Jahr 1742 ernannte sie der König zur Oberhofmeisterin bei der Königin seiner Gemalin, und erhob sie unter dem II. August desselben Jahres zur Gräfin. Sie wurde vom Könige, wie von dem gesamten Konigl. Hause wegen der vortrefflichen Eigenschaft ten ihres Geistes und Herzens allgemein geliebt und hochgeschätzt. Sie starb am 2. Juli 1766 im 80sten Jahre ihres Lebens.

8) Charles Theophile Guichard oder Guischardt (genannt Quintus Icilius) war 1724 zu Magdeburg geboren, und der zweite Sohn des Königl. Hofraths und Syndicus der Pfälzer Kolonie Philipp Guichard +. Nach beendigten Schuljahren studirte er nach einander auf den Universitäten Halle, Marburg, Herborn und Leiden Theologie, Griechische und Lateinische Literatur und die morgenländischen Sprachen. Obgleich er schon zu Marburg und


+ Nach zweien verfälschten, wenn nicht ganz unwahren Anekdoten in der Zeitung für die elegante Welt 1810 Nr. 231 und Anekdoten-Samml. VIII. 90 soll Quintus der Sohn eines Töpfers gewesen sein. Es ist dies aber ungegründet, und der Irrthum daher entstanden, daß sein Vater der Syndicus eine Fayance-Fabrik in Magdeburg anlegte, wofür er vom König im Jahr 1763 ein Privilegium privatum auf 15 Jahr erhielt. (Spenersche Zeitung 1763 Nr. 87.