<124>tung erlangten und für die er selbst einzelne Artikel lieferte. Für eine Akademie der Wissenschaften wurde der Grund gelegt und vorzügliche Gelehrte aus verschiedenen Ländern nach Berlin berufen. Besonders ließ es sich Friedrich angelegen sein, den Philosophen Wolff für die heimische Wissenschaft wieder zu gewinnen; dem Propst Reinbeck, dem er dies Geschäft übertrug, schrieb er: ein Mensch, der die Wahrheit suche und sie liebe, müsse unter aller menschlichen Gesellschaft wertgehalten werden; er glaube, daß Reinbeck eine Eroberung im Lande der Wahrheit machen werde, wenn es ihm gelinge, Wolff zur Rückkehr zu bewegen. Wolff folgte dem Begehren seines erhabenen Schülers und kehrte nach Halle zurück, wo er ehrenvoll aufgenommen wurde. Auch erschien alsbald ein ausdrücklicher königlicher Befehl, demzufolge nur diejenigen Landeskinder, welche zwei Jahre auf einer preußischen Universität studiert, eine Anstellung im Staate zu erwarten haben sollten. Die Gesellschaft der Freimaurer wurde öffentlich anerkannt; Friedrich selbst hielt bald nach seiner Thronbesteigung eine feierliche Loge, in welcher er den Meisterstuhl einnahm.
Aus solcher Geistesrichtung entsprang endlich auch eine freisinnigere Gestaltung anderer Lebensverhältnisse. Religiöse Duldung war einer der wichtigsten Grundsätze, mit denen Friedrich seine Regierung begann und tätig alten Mißbräuchen oder einseitiger Beschränkung gegenübertrat. Ein zweiter Grundsatz war: geläuterte, vernunftmäßige Rechtspflege. Aber um eine solche in das Leben einzuführen, bedurfte es eines weise durchdachten, kunstreich aufgeführten Baues. Vorerst erschienen einige Verordnungen, welche wenigstens geeignet waren, das Licht der neuen Zeit, das in Friedrichs Hand ruhte, erkennen zu lassen. So ist namentlich anzuführen, daß, schon am dritten Tage seiner Regierung, das unmenschliche Gerichtsverfahren der Folter — bis auf einige außerordentliche Ausnahmen, für welche dasselbe aber einige Jahre später ebenfalls verschwand, — durch königlichen Befehl aufgehoben wurde. Die übrigen Staaten sind diesem Beispiele erst viel später gefolgt.
Alles aber, was Friedrich in solcher Weise in den ersten Monaten seiner Regierung einrichtete, war sein eignes Werk; die Minister hatten nur seine Befehle auszuführen. Durch eine außerordentliche Tätigkeit, durch die strengste Einteilung der Zeit machte er es möglich, was bis dahin unerhört gewesen war, daß er alles beobachten, prüfen, leiten konnte. Und doch gebrach es ihm hiebei nicht an Zeit, um auch den Künsten, namentlich der Musik und Poesie, einige heitere Stunden widmen zu können; aber der Genuß der Kunst diente wiederum nur dazu, seinem Geiste neue Schwungkraft zu geben. Die vorteilhaftesten Zeugnisse über diese ganz außerordent-