« <128>Friedrich später hinzu) bei meiner Zurückkunft sehr geschwätzig finden; aber erinnere dich, daß ich zwei Gegenstände gesehen habe, die mir immer am Herzen lagen: Voltaire und französische Truppen. »
Auf der Rückreise wohnte Friedrich in Salzdahlum der Verlobung seines Bruders, des Prinzen August Wilhelm, mit der Schwester seiner Gemahlin, der braunschweigischen Prinzessin Louise Amalie, bei.
Die Huldigungsreise nach Westfalen hatte Friedrich zu einer politischen Demonstration veranlaßt, welche sehr geeignet war, seinen Charakter in den Verhältnissen der Politik erkennen zu lassen. Doch auch schon früher, ehe noch die ersten drei Wochen seiner Regierung verflossen waren, hatte er ein ähnliches, wenngleich minder augenfälliges Beispiel gegeben. Der Kurfürst von Mainz hatte nämlich, zum Nachteile des Landgrafen von Hessen-Kassel und Grafen von Hanau, eines Erbverbrüderten des Hauses Brandenburg, unbegründete Ansprüche auf einen hanauischen Ort gemacht. Friedrich sandte am 19. Juni dem Kurfürsten eine ernstliche Ermahnung, von seinem Vorhaben abzustehen und die Ruhe des Reichs ungestört zu lassen. Die Folge hievon war, daß der Kurfürst seine Truppen zurückzog.
Wichtiger, wie gesagt, war das zweite Ereignis. Preußen war durch Erbschaft in den Besitz der Herrschaft Herstal an der Maas, im Bezirke des Bistums Lüttich, gekommen. Herstal hatte sich unter König Friedrich Wilhelm empört und war von dem Bischofe von Lüttich, den nach dem Besitz desselben gelüstete, in Schutz genommen worden. Friedrich Wilhelm hatte vergebens versucht, die Angelegenheit auf gütlichem Wege beizulegen. Jetzt weigerte sich Herstal, ebenfalls unter dem Schutze des Bischofs, Friedrich den Huldigungseid zu leisten. Friedrich schickte deshalb von Wesel aus einen seiner höheren Staatsbeamten an den Bischof und ließ diesen dringend zu einer bestimmten Erklärung über sein Benehmen auffordern, indem er ihm zugleich die Folgen andeutete, denen er sich dadurch aussetzen dürfte. Die Erklärung blieb aus, und sofort rückten 1600 Mann preußischer Truppen in das Gebiet des Bischofs ein. Dieser wandte sich in seiner Not an alle benachbarten Fürsten, namentlich auch an den Kaiser. Der letztere schrieb nachdrücklich an Friedrich, daß er, statt sich eigenmächtig Recht zu verschaffen, seine Klage vor den Reichstag bringen solle. Aber Friedrich, der wohl wußte, wie wenig dadurch erreicht werde, rechtfertigte sich durch eine Gegenschrift und zog seine Truppen nicht zurück. Nun bequemte sich der Bischof zur Unterhandlung mit Friedrich, und schon am 20. Oktober kam ein Vertrag zustande, demzufolge Friedrich dem Bischofe die Herrschaft Herstal für eine bedeutende Geldsumme überließ. Die Entfernung der Lage Herstals von seinen übrigen Staaten mochte ihn vornehmlich zu diesem Verkaufe bewegen.