<175>Endlich ward die preußische Armee durch ein zahlreiches Korps von Husaren umschwärmt, welches aus Ungarn eingerückt war und alle Verbindungen abschnitt, so daß Friedrich vier Wochen hindurch nichts von Prag erfuhr, nichts von dem Orte, nach welchem die österreichische Rheinarmee unter Traun sich gewandt hatte, nichts von den Rüstungen, die in Sachsen für Österreich unternommen wurden. Die Preußischen Reiter, die auf Kundschaft ausgeschickt wurden, fielen stets jenen überlegenen Scharen in die Hände. Die Armee stand überall, nach Weise der Römer, verschanzt und auf den Umkreis ihres Lagers eingeschränkt da.
Der Mangel an Nahrung zwang endlich Friedrich, den Rückmarsch anzutreten. In den festen Orten, die er eingenommen hatte, ließ er Besatzungen zurück, die jedoch bald durch ungarische Truppen belagert und, da ihnen die Nahrung abgeschnitten ward, auch in kurzer Zeit zur Übergabe gezwungen wurden.
Nach einigen Tagemärschen traf Friedrich mit der großen feindlichen Armee, die durch ein bedeutendes Korps sächsischer Truppen verstärkt war, zusammen. Jetzt glaubte er das Ziel seiner Mühseligkeiten vor sich zu sehen; durch eine Feldschlacht hoffte er entscheidende Erfolge zu erringen und sich zum Herrn des widerwilligen Landes zu machen. Aber Traun wußte für sein Lager eine so vorteilhafte Stellung zu wählen, daß ein Angriff von Seiten der Preußen unmöglich war. Mangel an Nahrung zwang die letzteren, wiederum weiterzurücken. Das österreichische Heer folgte ihnen nach, und immer wiederholte Traun, der überdies durch die Bereitwilligkeit der Bewohner des Landes alle Unterstützung erhielt, dasselbe Verfahren.
So verstrich einige Zeit unter Märschen und Gegenmärschen zwischen der Sassawa und oberen Elbe, bis Friedrich, da der Mangel, die böse Jahreszeit, die Beschwerlichkeiten der Märsche eine Menge Krankheiten in seinem Heere erzeugt hatten, sich genötigt sah, über die Elbe zurückzugehen. Er glaubte, die Österreicher, durch den zwiefachen Feldzug erschöpft, den sie in diesem Jahre geführt hatten, würden jetzt ihre Winterquartiere jenseit dieses Flusses nehmen. Er traf seine Anstalten, um sich diesseit zu behaupten und den Fluß zu decken. Die Feinde aber wußten auch jetzt die Kunde, die ihnen überall über die preußischen Bewegungen und Stellungen zugebracht ward, aufs günstigste zu benutzen. Sie erzwangen am 19. November, ganz unvorhergesehen, an einer Stelle des Flusses, wo die geringste Bedeckung stand, bei Solonitz, den Übergang. Nur ein einziges Bataillon, unter dem Oberstleutnant Wedell, trat ihnen hier entgegen. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit trotzte dasselbe fünf Stunden lang und gegen das Feuer von fünfzig Kanonen den österreichischen Angriffen; dreimal schlug es die österreichischen Grenadiere zurück. Wedell hatte Husaren zur preußischen Armee abgeschickt; diese aber