<195>Bagage genommen ward; in kurzer Frist war die ganze Lausitz in Friedrichs Händen. Die österreichische Armee hatte sich nach Böhmen zurückgezogen. Gleichzeitig war auch der Angriff der Österreicher auf Schlesien glücklich abgeschlagen worden. Ganz Sachsen geriet in Schrecken, und das Korps des Generals Grunne, welches sich bereits den brandenburgischen Grenzen näherte, ward eilig zu der sächsischen Armee zurückberufen.
Friedrich benutzte diese ersten günstigen Erfolge, um König August die Hand zum Frieden, auf den Grund der mit England abgeschlossenen hannöverschen Konvention, zu bieten. Aber August, oder vielmehr Brühl, verlangte vorerst Einstellung der Feindseligkeiten und Bezahlung aller durch den Einmarsch der Preußen verursachten Kriegsschäden. Auf diese Bedingung hatte Friedrich natürlich nicht Lust einzugehen; auch weiter fortgesetzte Verhandlungen führten zu nichts. Brühl hatte seinen König klüglicherweise, als die Gefahr sich Dresden näherte, nach Prag geführt, damit er ihm so den Anblick des Kriegselendes erspare und damit nur seine Stimme das Ohr des Königs zu erreichen vermöge.
So mußte der Krieg mit erneutem Eifer fortgesetzt werden. Friedrich rückte in Sachsen ein und trieb den Fürsten von Anhalt, der seine Anstalten, aus Eigensinn oder Alter, ziemlich säumig begonnen hatte, zur Eile. So brach nun auch dieser auf, besetzte Leipzig am 30. November und kam am 6. Dezember zu Meißen an, während Friedrich sich demselben Punkte näherte. Der Prinz von Lothringen hatte indes Böhmen aufs neue verlassen; er vereinigte sich am 13. Dezember mit den Sachsen bei Dresden. Das sächsische Ministerium wies seiner Armee jedoch, unverständigerweise, so weitläufige Quartiere an, daß er vierundzwanzig Stunden Zeit gebraucht hätte, um sie zusammenzuziehen; seine Protestationen gegen diese Einrichtung waren vergeblich. An der Spitze der sächsischen Armee, die Dresden zunächst gegen den Angriff der Preußen decken sollte, stand Graf Rutowski; als diesen der Prinz von Lothringen ersuchte, ihn beim Fall eines Angriffes möglichst zeitig benachrichtigen zu lassen, erwiderte der Graf, er brauche keine Hilfe. So hatten die Sachsen ihr Schicksal selbst heraufbeschworen.
Am 15. Dezember rückte der Fürst von Anhalt gegen Dresden vor. Gleichzeitig besetzte Friedrich Meißen, welches die Verbindung der beiderseitigen Elbufer ausmachte, so daß er nach beiden Ufern hin den etwaigen Unternehmungen des Feindes begegnen konnte. Hier empfing er einen Brief, welcher von Seiten der sächsischen Regierung ein günstigeres Eingehen auf seine Anerbietungen verhieß und die Kunde brachte, daß auch Maria Theresia zum Frieden geneigt sei. Kaum aber hatte er den Brief zu Ende gelesen, als plötzlich der Himmel von einem Feuerscheine