<206>Ein alter verdienter Kürassieroffizier, Major Leopold, hatte sich, nach der Hitze eines anstrengenden Manövers, mitten unter seinen Reitern einen Feldstuhl aufgeschlagen und war darauf unversehens eingeschlafen. Das merkte ein umherschwärmender Husar, schlich leise näher, nahm dem schlummernden Greise den Hut vom Kopfe und sprengte damit zum Könige. Friedrich erkundigte sich, wenig erfreut über das Ungeschick des Offiziers, wem der Hut gehöre; bei dem Namen des braven Greises ward jedoch sein finstrer Blick wieder ruhig. Am folgenden Morgen ließ er den Major zu sich kommen, der sehr niedergeschlagen über den Vorfall eintrat. Der König kam ihm freundlich entgegen und sprach, mit dem Finger drohend: « Hör Er, lieber Leopold, auf der Feldwacht muß man nicht schlafen! Er tut bei seinen Jahren am besten, wenn Er quittiert. Ich will Ihn mit fünfhundert Talern Pension in Ruhe setzen. Er hat einen Sohn im Regimente, der ist Standartenjunker; nicht so? » — Der Major bejahte es. « Sein Sohn », fuhr der König fort, « hat alle Anlagen zu einem tüchtigen Offizier. Damit er aber nicht nach dem Beispiel seines Vaters auf der Feldwacht einmal schläft, nehm' ich ihn als Kornett in der Garde du Corps mit nach Potsdam. »
Einen besonderen Ruf hat unter diesen militärischen Übungen das große Feldmanöver erhalten, welches im Jahre 1753 in der Gegend von Spandau ausgeführt wurde. Es waren zu demselben mehrere fürstliche Personen eingeladen und aus allen preußischen Provinzen Generale und Stabsoffiziere berufen. Doch hatten nur die ausdrücklich Berufenen Zugang zu dem Manöver, allen übrigen war der Zutritt streng verwehrt, da Friedrich eben nicht Lust empfand, seine Erfahrungen in weiterem Kreise mitgeteilt zu wissen. Wie im Kriege waren deshalb Vorposten ausgestellt, und die Husaren patrouillierten beständig; einige Neugierige, die sich trotz der Anordnungen des Königs näher wagten, wurden auf Befehl ein wenig geplündert, was denn die übrigen abschreckte. Dies alles spannte die Neugierde des Publikums in hohem Maße; sogar auswärtige Höfe wurden auf das Unternehmen, das wirkliche kriegerische Rüstungen zu verraten schien, aufmerksam. Der Neugierde zu genügen und den kriegsgelehrten Forschungen der Fremden Raum zu unschuldigen Untersuchungen zu geben, ließ Friedrich eine angebliche Beschreibung dieses bei Spandau gehaltenen Manövers im Druck erscheinen; sie enthielt aber nur die Schilderung ganz phantastischer, zum Teil verkehrter Kriegsübungen, nach dem Vorbilde jener Phantastereien, die in dem berühmten sächsischen Lustlager vom Jahre 1730, welchem Friedrich als Kronprinz selbst beigewohnt, ausgeführt worden waren. Nur wenige indes merkten den Spaß; die meisten studierten die Beschreibung als ein Ergebnis tiefsinniger und unergründlicher Kriegserfahrung. —