<207>Was die religiösen Angelegenheiten anbetrifft, so hielt Friedrich an dem weisen Regentengrundsatze fest, den er selbst in einer seiner Schriften mit den Worten ausgesprochen hat: « Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der die Lande entvölkert; die Duldung ist eine zarte Mutter, welche sie hegt und blühen macht. » Und in der Tat trug die Befolgung dieses Grundsatzes wesenttlich zu der immer steigenden Blüte seiner Staaten bei. Einer solchen Ansicht durfte Friedrich, der zu der Höhe des Gedankens sich emporgearbeitet hatte und mehr auf den Inhalt als auf die Form sah, mit Überzeugung sich hingeben. Daß es ihm hiebei, trotz manchen leichten Witzwortes, welches ihm ein und das andere Mal wohl über heilig gehaltene Gegenstände entschlüpfte, in innerster Seele Ernst war, dafür hat er Zeugnis genug gegeben; nur wollte er für sich eben seinen Weg gehen. Eins der erhabensten Zeugnisse ist das Kirchengebet für die Erhaltung des Königs, das er während des Zweiten schlesischen Krieges bei der Armee, und nachmals auch in allen Kirchen seines Staates, einführen ließ. Früher hieß das Gebet: « Insonderheit laß dir, o Gott, empfohlen sein Ihro Majestät unsern teuersten König » (wobei der Name des Königs genannt ward). Friedrich hatte schon als Kronprinz daran Anstoß gefunden; der Prunk mit der irdischen Majestät schien ihm, dem höchsten Wesen gegenüber, wenig schicklich und die Nennung des Namens vor dem Allwissenden sehr überflüssig. Er setzte statt desselben die Worte: « Insonderheit laß dir, o Gott, empfohlen sein deinen Knecht, unsern König. »
Natürlich mußte die Erwerbung eines vorzugsweise katholischen Landes, wie Schlesien, die vorzüglichste Gelegenheit zu den Beweisen religiöser Duldung darbieten,