<210>sein Unterkommen sorgen. Der Kandidat jedoch sah sich, seiner Familienverhältnisse wegen, genötigt, diesen gnädigen Antrag abzulehnen. Friedrich sagte ihm nun, wenn er nicht bleiben könne, so möge er sich wenigstens eine andere Gnade von ihm ausbitten. Der Kandidat wußte nichts, was er von dem Könige von Preußen zu bitten hätte. « Kann ich Ihnen denn gar keinen Gefallen tun? » wiederholte Friedrich. « Etwas könnten Ew. Majestät », fiel jetzt der Kandidat ein, « doch für mich tun, wenn Sie die Gnade haben wollten. Ich habe mir verschiedene theologische und philosophische Bücher gekauft, die, meines Wissens, in Wien verboten sind; die wird man mir gewiß wegnehmen. Die Jesuiten haben die Revision der Bücher, und die sind sehr streng. Wollten nun Ew. Majestät die Gnade für mich haben - » Der König unterbrach ihn schnell und sprach: « Nehm' Er seine Bücher nur in Gottes Namen mit, kauf Er sich noch dazu, was Er denkt, daß in Wien recht verboten ist, und was Er nur immer brauchen kann. Hört Er? Und wenn sie Ihm in Wien die Bücher wegnehmen wollen, so sag' Er nur, ich habe sie Ihm geschenkt. Darauf werden die Herren Paters wohl nicht viel achten, das schadet aber nichts. Laß Er sich die Bücher nur nehmen, geh' Er aber dann gleich zu meinem Gesandten und meld' Er sich bei ihm: erzähl' Er dem die ganze Geschichte und was ich Ihm gesagt habe. Hernach geh' Er in den vornehmsten Gasthof und leb' Er recht kostbar. Er muß aber täglich wenigstens einen Dukaten verzehren, und bleib' Er so lange, bis sie Ihm die Bücher wieder ins Haus schicken, das will ich schon machen. Hört Er? so mach' Er's, sie sollen Ihm seine Bücher ins Haus schicken, dafür steh' ich Ihm, verlaß Er sich auf mein Wort, aber einen Dukaten muß Er, wie gesagt, jeden Tag verzehren. » Darauf befahl der König dem Kandidaten zu warten, ging in das Schloß und kam kurz darauf mit einem Papiere zurück, worauf die Worte standen: « Gut, um auf Unsere Kosten in Wien zu bleiben. Friedrich. » Der König befahl ihm, dies Papier dem Gesandten zu überbringen, ermahnte ihn noch einmal, in Wien nicht zu sparen, versicherte ihn auch, er solle noch die beste Pfarre in Ungarn erhalten, und wünschte ihm eine glückliche Reise. Es geschah, wie es vorauszusehen war; die Bücher des Kandidaten wurden, unmittelbar nach seiner Ankunft in Wien, von der dortigen Zensurkommission konfisziert. Hedhessi wandte sich nun an den preußischen Gesandten; dieser hatte bereits seine Instruktion erhalten, ließ ihn in den besten Gasthof führen und meldete den Stand der Dinge an den König. Alsbald erging ein Befehl des Königs nach Breslau, die kostbare Bibliothek des dortigen Jesuitercollegiums zu versiegeln und durch Wachen zu besetzen. Die Jesuiten wurden im höchsten Grade bestürzt; da ihnen aber in Breslau niemand den Grund der königlichen Ungnade entdecken konnte, so entschlossen sie sich, eine Deputation