<221>Friedrich verknüpfte mit dem Namen Sanssouci eine geheime, tiefere Bedeutung. Er hatte sich zur Seite des Schlosses, noch ehe dessen Grund gelegt war, eine Gruft bauen lassen, die dereinst seine irdischen Reste aufnehmen sollte. Sie ward mit Marmor überkleidet und ihr Zweck durch die Bildsäule einer Flora, welche darauf lagerte, spielend verhüllt. Diese Gruft, deren Dasein niemand ahnen konnte, war eigentlich mit jenem Namen gemeint. Einem Freunde sprach er einst davon und sagte, auf die Gruft deutend: « Quand je serai là, je serai sans souci! » (Wenn ich dort bin, werde ich ohne Sorge sein!) Aus dem Fenster seines Studierzimmers hatte er täglich das Bild der Blumengöttin, der Hüterin seines Grabes, vor Augen.
An die Geschichte der Anlagen von Sanssouci knüpfen sich mehrere Anekdoten, die wohl geeignet sind, die Charaktergröße des seltnen Königs wiederum in eigentümlichem Lichte zu zeigen. Bekannt ist es, daß nicht weit von der einen Seite des Schlosses eine Windmühle steht, deren Platz Friedrich gern mit in die Gartenanlagen hineinbezogen hätte. Friedrich, so wird erzählt, ließ den Müller zu sich kommen und forderte ihn auf, die Mühle ihm zu verkaufen. Jener aber hatte sie von seinem Vater geerbt und wünschte sie auch auf seine Kinder zu bringen. Der König versprach ihm nun, ihm eine bessere Mühle anderwärts zu bauen, ihm Wasserlauf und alles frei zu geben, auch noch die Summe, die er für seine Mühle fordern würde, bar auszahlen zu lassen. Aber der Müller bestand hartnäckig auf seinem Vorsatze. Jetzt ward Friedrich verdrießlich. « Weiß Er wohl », so sprach er drohend, « daß ich Ihm seine Mühle nehmen kann, ohne einen Groschen dafür zu geben? » — « Ja, Ew. Majestät », erwiderte der Müller, « wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre! » Auf diese Worte stand Friedrich von seinem Begehren ab und änderte den Plan seines Gartens. Noch heute erheben sich die Flügel der Mühle über das königliche Schloß, die Unterwerfung des Königs unter das Gesetz bezeugend. — Ziemlich ähnlich lauten die anderen Anekdoten.
In Sanssouci vereinigte Friedrich den Kreis der Männer um sich, denen er sein besondres freundschaftliches Vertrauen schenkte. Denjenigen, die ihm aus der schönen Rheinsberger Zeit geblieben waren, wußte er bald neue Freunde zuzugesellen. Unter den letztern ist besonders der Marquis d'Argens zu erwähnen, der, von provenzalischer Geburt, in der Heimat wegen seiner freien Gesinnung nur Verfolgungen erlitten hatte, hier aber ein sicheres Asyl fand; die Anmut seines Benehmens, die feine Bildung seines Geistes, vor allem aber die treue, anspruchslose Hingebung an den König machten ihn diesem bald so wert, daß er nachmals die Stelle in Friedrichs Herzen einnahm, die früher Jordan besessen hatte. Durch gleiche