<232>Gedanken angetrieben. Voltaire jedoch zurückzuberufen oder ihm den Orden und den goldnen Schlüssel wiederzugeben, dazu war Friedrich nicht zu bewegen.
Besser als Voltaire erkannte ein anderer französischer Gelehrter, d'Alembert, dem Friedrich ebenfalls hohe Anerkennung bewies und den er fort und fort in seine Nähe zu ziehen bemüht war, die Gefahr, die dem selbständigen Geiste in der Nähe des Thrones droht. Im Jahre 1755, als Friedrich eine Reise in die westlichen Provinzen seines Staates machte, fand eine persönliche Zusammenkunft in Wesel statt, und dringender wiederholte Friedrich seine Anträge; aber d'Alembert wußte denselben auch jetzt ebenso fein wie bestimmt auszuweichen. Doch hatte er, der von dem Geistesdruck in seiner Heimat viel leiden mußte, ein jährliches Gehalt von Friedrich dankbar angenommen. Der Briefwechsel, den Friedrich fortan mit d'Alembert führte, ist von großer Bedeutung.
Mit derselben Reise verknüpfte Friedrich noch einen weiteren Ausflug, dessen heitres Bild die Reihe seiner friedlichen Vergnügungen, die bald durch neu hereinbrechende Stürme auf lange Zeit zerstört werden sollten, anmutig beschließt. Er ging nach Holland, vornehmlich in der Absicht, die dortigen Kunstschätze zu besichtigen, denn er selber hatte jetzt im Sinne, in Sanssouci eine große Gemäldegalerie anzulegen. Doch legte er, um ungestört seinem Plane folgen zu können, auch diesmal die Zeichen seiner königlichen Würde ab und es gelang ihm besser, als auf seiner ersten Inkognitoreise nach Straßburg. Er nahm den Charakter eines reisenden Flötenspielers an; sein ganzes Gefolge bestand aus dem Obersten Balbi, der ein Kunstkenner war, und aus einem Pagen; er trug eine schlichte schwarze Perücke und ein zimtfarbenes Kleid mit goldnen Knöpfen.
Es werden manche komischen Szenen erzählt, zu denen dies Inkognito Anlaß gab. So im Gasthofe zu Amsterdam, wo er sich eine besondre kostbare Pastete, deren Geschmack ihm höchlichst gerühmt worden war, bestellen ließ. Die Wirtin, die von dem unscheinbaren Äußeren ihrer Gäste auf ihren Geldbeutel schloß, fragte, ob man denn auch imstande sein werde, das teure Gericht zu bezahlen. Sie erhielt zur Antwort, der Herr sei ein Virtuos, der mit seinem Flötenspiel in einer Stunde wohl mehr verdienen könne, als zehn Pasteten wert seien. Dies erweckte ihre Neugierde; sie eilte zu Friedrich, und ruhte nicht eher, als bis er sich vor ihr auf seinem Instrumente hören ließ. Ganz fortgerissen von der Schönheit seines Vortrages, rief sie endlich aus: « Gut, mein Herr, Sie können gar schön pfeifen und wohl einige Batzen verdienen: Ich werd' Ihnen die Pastete machen! »
Von Amsterdam fuhr Friedrich auf der ordinären Barke nach Utrecht, um das Vergnügen zu haben, die schönen Landhäuser am Ufer des Flusses zu sehen. Hier