<252>nahme der Verstärkungen, welche er dem linken zusenden mußte, gar nicht an der eigentlichen Schlacht teilnehmen können. Es wird erzählt, daß Friedrich nach Beendigung der Schlacht — ermüdet, da er drei Tage und zwei Nächte nicht geschlafen hatte — sich in einen Wagen gesetzt habe, um ein wenig auszuruhen. Plötzlich sei, als von österreichischer Seite der Retraiteschuß geschah und hiezu aus Versehen eine scharfgeladene Kanone genommen ward, die Kugel dieses Schusses durch den untern Teil des Wagens gefahren, so daß sie dem Könige beide Beine würde zerschmettert haben, wenn er sie nicht eben auf den Rücksitz des Wagens gelegt hätte.
Friedrich konnte die österreichische Armee nicht verfolgen, da ihn die Angelegenheit mit den Sachsen, die er jetzt zu Ende zu bringen wünschte, zurückrief und er im Augenblicke zu schwache Mittel zur Hand hatte, um Entscheidenderes in Böhmen auszuführen. Auch hatte es ihm die Schlacht von Lowositz wohl deutlich gemacht, daß er nicht mehr die alten Österreicher, sondern ein ungleich besser diszipliniertes Heer, wiederfinde. Zugleich aber konnte er mit gerechtem Stolz von seiner eignen Armee sagen: « Nie haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit getan, seit ich die Ehre habe, sie zu kommandieren. » Jedenfalls war durch den Sieg die Verbindung der österreichischen Armee mit der sächsischen unterbrochen. Friedrich ließ somit den größten Teil der Armee, die bei Lowositz gefochten hatte, in einer festen Stellung zurück und brach am 13. Oktober mit den übrigen nach Sachsen auf.
Hier hatten indes die Dinge eine andere Wendung genommen. Mit unerschütterlicher Treue hatten zwar die sächsischen Truppen trotz des immer drückenderen Mangels ausgeharrt. Als aber rings um die Abhänge des weiten Kerkers das Viktoriaschießen erscholl, mit welchem die Preußen die Siegesnachricht begrüßten, und der jubelnde Donner von allen Bergen widerhallte und durch die Täler fortgetragen ward, da schien alle Hoffnung verloren. Das einzig übrige Rettungsmittel schien nun, die Wachsamkeit der Preußen zu täuschen und sich mit dem Degen in der Hand einen Ausweg zu eröffnen. Man sandte geheime Boten nach Böhmen an den Feldmarschall Browne; dieser setzte sich an die Spitze eines Korps von 6000 Mann und rückte am jenseitigen Elbufer, im Rücken der Preußen, heran, um durch kräftige Mitwirkung die Rettung der Sachsen zu erleichtern. Zur bestimmten Stunde, am 11. Oktober, war er am verabredeten Orte eingetroffen; aber der erste Versuch des Überganges der Sachsen über die Elbe, der gleichzeitig erfolgen sollte, mißlang. In der folgenden Nacht machten die Sachsen den Übergang möglich, während Kanonenschläge von der Höhe des Königsteins den Österreichern das Zeichen zum Angriff auf die preußischen Posten, welche hier noch den Sachsen ent-