<264>vereiteln können, wäre der Prinz von Dessau zur bestimmten Stunde auf dem Schlachtfelde erschienen; daß die Säumnis des letzteren jedoch unverschuldet war, wurde von Friedrich überhört. Der Herzog von Bevern hätte jetzt, so meinte Friedrich, mit raschem Angriffe das Korps des Feldmarschall Daun zerstreuen können; daß aber dies Korps dem preußischen bedeutend überlegen war, daß die Österreicher den Preußen standhalten würden, davon wollte der König nichts wissen. Er entschloß sich, selbst auszuführen, was Bevern nicht wage; er nahm alle Truppen zu sich, die er bei der Belagerung von Prag irgend entbehren konnte, und verließ am 13. Juni das Lager, um zu Bevern zu stoßen.
Inzwischen war Daun, als er sich stark genug fühlte, wieder vorgerückt; er hatte jetzt den ausdrücklichen Befehl erhalten, zur Entsetzung von Prag alles zu unternehmen. Auch dies wollte Friedrich, als er sich mit Bevern vereinigt hatte, nicht glauben. Alle Berichte, die ihm darüber gebracht wurden, nahm er mit Unwillen auf, so daß es endlich niemand mehr wagte, ihm zu widersprechen. Aber mit Kümmernis sahen seine Getreuen die Wolke, die den hellen Sinn des Königs umdüstert hielt. Zieten, der mit seinen Husaren genaue Kundschaft eingezogen hatte, sprach es öffentlich aus, daß er das Unglück des Königs und seiner Armee vor Augen sehe. Endlich, am Mittage des 17. Juni, erblickte Friedrich selbst, als er seine Vorposten besuchte, die ganze österreichische Armee, die ihm um ein sehr Bedeutendes überlegen war, in einem festen Lager zwischen Kolin und Planian. Er entschloß sich, sie am folgenden Tage anzugreifen, da es ihm um die Entscheidung zu tun war und da er fürchtete, daß, wenn er sich der Schlacht entziehe, er genötigt sein werde, alle jüngst errungenen Vorteile aufzugeben.
Der Morgen des 18. Juni brach an; aber die österreichische Armee war wiederum den Blicken der Preußen entschwunden. Man wußte nicht, ob Daun nur seine Stellung verändert, oder ob er sich unter dem Schutze der Nacht ganz zurückgezogen habe. Friedrich beschloß, nach Kolin zu marschieren, wo er jedenfalls feindliche Truppen erwarten durfte. Als er indes die Höhen bei Planian erreicht hatte, sah er auf den jenseitigen Bergzügen aufs neue die feindliche Armee vor sich, die ihn, zum Kampfe bereit, in der vorteilhaftesten Stellung erwartete. Friedrich rückte nun weiter auf der Straße gegen Kolin vor, um den Punkt ausfindig zu machen, auf welchem der Feind anzugreifen wäre. Um 10 Uhr erreichte man ein auf der Straße gelegenes Wirtshaus, dessen obere Fenster einen vollkommenen Überblick über die Stellung der Österreicher verstatteten. Hier entwarf Friedrich den Plan zur Schlacht. Der linke Flügel der Feinde war durch tiefe Abhänge geschützt, auch das Mitteltreffen schien dem Angriff bedeutende Schwierigkeiten entgegenzustellen; der