<275>das Schlachtfeld, ohne jedoch von den Russen verfolgt zu werden; auch betrug ihr Verlust nur etwa die Hälfte von dem der letzteren.
Gleichzeitig war ferner eine schwedische Armee nach Stralsund übergesetzt und machte Streifzüge nach Pommern und nach der Uckermark. Endlich war auch die Reichsexekutionsarmee, unter dem Prinzen von Hildburghausen, zusammengezogen; sie hatte sich, gegen Ende August, mit einem besondern französischen Korps unter dem Prinzen Soubise, das Frankreich außer jener großen Armee, zufolge seines Vertrages mit Österreich, stellen mußte, in Thüringen vereinigt und bereits Erfurt besetzt.
So war Friedrich auf allen Punkten seines Reiches, ohne Ausnahme, bedroht, und fast überall schon standen die feindlichen Heere auf dem Boden seiner Provinzen. Der furchtbarsten Übermacht hatte er nur ein kleines, schon zusammengeschmolzenes Heer entgegenzusetzen, das überdies durch die Niederlage von Kolin und durch den Rückzug aus Böhmen mutlos geworden war. Nach menschlicher Berechnung schien es unmöglich, daß er dem gänzlichen Verderben entgehen könne. Und um das Maß seines Kummers voll zu machen, so mußte ihn, während der beängstigenden Fortschritte seiner Feinde, neben dem Verluste so vieler tapferer, ihm zum Teil so nah befreundeter Männer, noch ein Unglück treffen, das sein Gemüt im Allertiefsten ergriff. Seine Mutter, die ihm ihres kräftigen, entschiedenen Charakters, ihrer ganzen Geistesrichtung wegen, wert war wie nur wenige Frauen, war zehn Tage nach der Schlacht von Kolin gestorben. Eine finstre Melancholie hatte sich seiner Seele bemächtigt; und obgleich er es, mit ungeheurer Gewalt, möglich zu machen wußte, daß seine Umgebungen nur zuversichtliches Handeln, ungetrübten Mut, selbst Laune