<281>nach hin hatte Seydlitz die feindliche Armee verfolgt. Friedrich spendete ihm für das kühne Unternehmen reichliches Lob. An sich zwar war dasselbe ohne erhebliche Folgen, aber es hatte den Charakter des Feindes kennen gelehrt; und die ganze Weise, wie der letztere sich Friedrichs kleiner Armee gegenüber benahm, war sehr wohl geeignet, den alten preußischen Mut wieder lebendig werden zu lassen.
Doch mußte Friedrich sich wieder aus Thüringen zurückziehen. Er erhielt die Nachricht, daß jene österreichische Armee, die in der Lausitz stand, den Marsch auf die Mark Brandenburg anzutreten im Begriff sei, daß ein Korps ungarischer Husaren unter dem General Haddik bereits nach Berlin vorgehe, und es war zu vermuten, daß gleichzeitig auch die Schweden von Norden aus einen Angriff auf die Mark machen würden. Friedrich begab sich auf diese Nachricht nach Torgau, während Prinz Moritz von Dessau an der Spitze eines besonderen Korps den General Haddik von Berlin abzuhalten suchte. Der letztere aber war dort einen Tag früher angekommen, während der Hof in Eile nach Spandau geflüchtet war, hatte sich eine Kontribution von 200,000 Talern auszahlen und außerdem auch 24 Paar feiner Damenhandschuhe, zum Geschenk für die Kaiserin, übergeben lassen. Die letzteren erhielt er sorgfältig eingepackt; als aber die Kiste geöffnet ward, paßten sämtliche Handschuhe nur auf die linke Hand. Dann war er schnell vor dem herannahenden Korps des Prinzen Moritz entwichen. Die größere österreichische Armee aber blieb ruhig in dem Lager, welches sie zu Bautzen bezogen hatte.
Während so eine drohende Gefahr ohne bedeutenden Verlust vorüberging, kamen auch andere günstige Nachrichten. Die Russen hatten ihren Sieg in Preußen nicht benutzt; vielmehr war die Armee, nachdem man in Memel eine Besatzung zurückgelassen, wieder über die russischen Grenzen zurückgeführt worden. Der Grund war eine plötzliche Krankheit der Kaiserin Elisabeth; man erwartete ihren Tod, und Bestuschef, so feindlich er gegen Friedrich gesinnt war, fand es doch für gut, sich durch diese Maßregel dem Thronfolger zu empfehlen. Dafür aber ward nachmals der allmächtige Minister, als die Kaiserin wider Erwarten genas, nach Sibirien geschickt. In Pommern hatten die Schweden einen unerwarteten Widerstand an den Landmilizen gefunden, die von dieser Provinz aus eignen Mitteln in nicht unbeträchtlicher Anzahl gestellt waren. Durch sie war Stettin, das nur eine äußerst schwache Besatzung hatte, gegen eine große schwedische Armee verteidigt und diese in ihrem Marsche gegen Berlin aufgehalten worden. Im ganzen Verlaufe des Siebenjährigen Krieges spielen diese Landmilizen, die zu einer Zeit, da man nur stehende Heere kannte, als eine seltene, hochachtbare Erscheinung betrachtet werden müssen, eine wichtige Rolle in der Verteidigung des Landes und seiner Festungen. Darum,