<298>Jetzt war die preußische Avantgarde in die Nähe des Dorfes gekommen, vor dem eine feindliche Kavallerielinie aufgestellt war. Anfangs glaubte man, es sei einer der Flügel des österreichischen Heeres, doch überzeugte man sich bald, daß dies weiter zurückstand. Um indes ganz sicher zu gehen, ließ Friedrich die feindlichen Reiter angreifen; sie wurden bald geworfen und eine große Menge von ihnen gefangen genommen. Friedrich ließ die Gefangenen, die Reihen seiner Armee entlang, nach Neumarkt führen, um durch dies Schauspiel den Mut der Seinen aufs neue zu erhöhen. Doch war es fast überflüssig; denn kaum gelang es ihm, die Hitze der Husaren, die jenen Angriff gemacht hatten und die nun gerades Weges auf die österreichische Armee einbrechen wollten, in Schranken zu halten.
Auf einer Höhe angekommen, erblickte Friedrich nunmehr die ganze feindliche Schlachtordnung vor sich, die sich in unermeßlichen Reihen, über eine Meile lang, seinem Marsche entgegenbreitete. Vor ihrer Mitte lag das Dorf Leuthen. Durch den Angriff jenes Kavalleriekorps, das vor dem rechten Flügel der Österreicher gestanden hatte, glaubten sie, Friedrich würde sie von dieser Seite angreifen, und waren eiligst auf Verstärkung des rechten Flügels bedacht. Aber Friedrich fand, daß, wenn er auf den linken Flügel des Feindes einfiele, der weitere Erfolg ungleich größere Vorteile darbieten würde; er ließ somit seine Armee, die zum Teil durch Hügelreihen gedeckt ward, im weiten Bogen seitwärts ziehen. Die Österreicher bemerkten diese Bewegung, ohne jedoch Friedrichs Absichten einzusehen; man meinte, er suche der Schlacht auszuweichen. Feldmarschall Daun sagte zu dem Prinzen von Lothringen: « Die Leute gehen: man störe sie nicht! »