<310>zuführen. Ganze Wälder wurden niedergeschlagen, das Holz zu der Ungeheuern Menge von Verhauen zu gewinnen. Friedrich tat alles, um den Gegner in seiner vorgefaßten Meinung zu bestärken. Unterdes aber hatte er ganz in der Stille die Vorbereitungen zu einem andern Unternehmen getroffen. Mit dem Beginn des Mai, ehe es jemand ahnen konnte, stand seine Armee in Mähren und machte sich zur Belagerung von Olmütz bereit. Es lag ihm zunächst daran, die Übereinstimmung zwischen den Operationen der Österreicher und ihrer Verbündeten und den hiernach entworfenen Feldzugsplan so viel als möglich zu beeinträchtigen.
So schnell aber die preußische Armee in Mähren eingerückt war, so langsam folgte der schwere Train, der das Belagerungsgeschütz herbeiführte. Unterdes hatte Daun Zeit gewonnen, dem Könige nach Mähren zu folgen und eine drohende Stellung einzunehmen. Doch begnügte er sich, das kleinere preußische Heer von seinen leichten Truppen umschwärmen zu lassen, einen entschiednen Erfolg von günstigeren Umständen abwartend. Indes wurde die Belagerung rüstig begonnen. Aber hiebei wurden jetzt von den leitenden Offizieren große Fehler gemacht; die ersten Batterien wurden in einer Entfernung von den feindlichen Werken aufgeführt, daß man eine große Menge von Kugeln ganz ohne Erfolg verschoß; und als man nähergerückt war, konnte man, bevor eine neue Zufuhr eingetroffen war, täglich nur eine geringe Anzahl von Schüssen tun, so daß die Belagerten Zeit gewannen, allen Schaden fort und fort wieder auszubessern. Überdies reichte die preußische Armee nicht hin, die Stadt vollkommen zu umschließen, so daß diese in Verbindung mit Dauns Armee blieb und sogar eine Verstärkung in sich aufnehmen konnte.
Alle Hoffnung eines günstigen Erfolges beruhte nun auf einem großen Transport, der von Schlesien aus die nötigen Kriegsbedürfnisse der preußischen Armee zuführen sollte. Die Bedeckung desselben zu verstärken, wurde ihm Zieten mit seinem Korps entgegengesandt. Aber diesmal hatte Daun in der Tat die trefflichsten Maßregeln zum Verderben des Feindes ergriffen. Ein bedeutend überlegenes Korps griff den Transport in den Gebirgspässen von allen Seiten an. Man feuerte mit Kanonen auf die Wagenburg, welche die Preußen in Eile bildeten, man sprengte die Pulverwagen in die Luft, schoß die Pferde tot, und bald war alles in der schrecklichsten Verwirrung. Die schützenden Truppen mußten der Übermacht weichen. Es war eine bedeutende Anzahl junger Rekruten aus Pommern und aus der Mark bei dem Transport gewesen; wenige von diesen wurden gefangen, die übrigen deckten mit ihren Leibern die Walstatt. Zieten war genötigt, sich, unter fortwährenden Gefechten, nach der schlesischen Grenze zurückzuziehen. Nur ein kleiner Teil der Wagen kam bei der preußischen Armee an.