<322>Mal vor dem feindlichen Feuer entfloh. Indes veranlaßte dieser kleine und für das Schicksal des Tages so ganz gleichgültige Erfolg den russischen Heerführer, prahlerische Siegesnachrichten nach Petersburg und nach den Höfen der Bundesgenossen zu senden, die sich gern auf kurze Zeit dem angenehmen Traume überließen.
Über Nacht hatten sich die Russen gesammelt und am folgenden Morgen sich aufs neue in Schlachtordnung gestellt. Es schien sich eine zweite Schlacht entspinnen zu wollen, und in der Tat begann auch eine Kanonade, die vier Stunden lang währte. Aber auf beiden Seiten war die Erschöpfung groß, zugleich fehlte es auch an Munition, so daß es zu keinem ernstlicheren Angriffe kam. Fermor hielt nun um einen Waffenstillstand von einigen Tagen an, unter dem Vorwande, die Toten zu begraben. Friedrich ließ ihm antworten, dies sei die Pflicht des Siegers. So benutzte Fermor die folgende Nacht, den linken Flügel des preußischen Heeres zu umgehen und seine Wagenburg wiederzugewinnen, wo er sich vorläufig verschanzte.
Gefangene waren am Tage der Schlacht von Zorndorf auf beiden Seiten nur wenige gemacht worden. Man hatte Pardon weder gegeben noch genommen. Man sagt, Friedrich selbst habe es verboten gehabt. Erst am folgenden Tage war eine größere Anzahl der versprengten Russen in die Hände der Preußen gefallen. Die Verluste im ganzen waren sehr bedeutend. Friedrich hatte über 11,000 Mann, die Russen das Doppelte verloren. An Trophäen hatten die Preußen 103 Kanonen und 27 Fahnen und Standarten erobert. « Der Himmel hat Ew. Majestät heute wieder einen schönen Sieg gegeben! » so redete der englische Gesandte, Sir Mitchell, der Friedrich in den Krieg gefolgt war, den letzteren auf der Walstatt an. « Ohne diesen », erwiderte Friedrich und zeigte dabei auf Seydlitz, « ohne diesen würde es schlecht mit uns aussehen! » Seydlitz aber lehnte das ehrenvolle Wort bescheiden ab und sprach das ganze Verdienst der gesamten Reiterei zu. Auch fand sich Friedrich veranlaßt, dem Feldmarschall Daun den wahren Erfolg der Zorndorfer Schlacht zu melden. Ihm war nämlich ein Brief des letzteren an Fermor in die Hände gefallen, worin dem russischen Heerführer geraten ward, er möge keine Schlacht wagen mit einem listigen Feinde, den er noch nicht kenne: er möge nur zögern, bis Dauns Unternehmen auf Sachsen zu Ende gebracht sei. Friedrich schrieb nun zurück: « Sie haben recht gehabt, dem General Fermor zu raten, daß er vor einem feinen und listigen Feinde, den Sie besser kenneten, auf seiner Hut sei. Denn er hat Stich gehalten und ist geschlagen worden. »
Unter den Gefangenen befanden sich fünf russische Generale. Als diese, noch auf dem Schlachtfelde, dem Könige vorgestellt wurden, so bedeutete er sie, wie er bedaure, daß er kein Sibirien habe, wohin er sie schicken könne, damit sie für ihre