<323>barbarische Weise der Kriegführung bestraft und ebenso behandelt würden, wie in Rußland die preußischen Offiziere. Sie fanden darauf ihre Wohnungen in den gewölbten Kellern unter den Wällen Küstrins. Als sie dorthin geführt wurden und gegen einen solchen unziemlichen Aufenthalt protestierten, erwiderte ihnen der Kommandant, mit Rücksicht auf die Erklärung des Königs: « Sie haben, meine Herren, nicht mir, sondern der armen Stadt die Ehre angetan, sie zu beschießen, und sich selbst kein Haus übrig gelassen. Sie müssen für jetzt so vorlieb nehmen! » Indes gestattete Friedrich schon nach einigen Tagen, daß die russischen Generale ihre Keller verlassen und sich in der nicht abgebrannten Neustadt von Küstrin Wohnungen mieten durften. Ja, als darauf die Nachricht von einer mildern Behandlung der Preußen in Petersburg kam, so erlaubte er ihnen, nach Berlin zu gehen und selbst an den dortigen Hoffesten teilzunehmen. Damals waren es Gefangene fast aus allen europäischen Nationen, welche an den Hoftagen zu Berlin der Königin ihre Aufwartung machten.
Die preußische und die russische Armee hatten indes noch einige Tage untätig einander gegenübergestanden, bis am 1. September Fermor sich auf Landsberg zurückzog. Friedrich folgte ihm, sah sich indes schon am 2. September genötigt, mit einem Teile seiner Armee nach Sachsen aufzubrechen, wohin ihn neue Not der Seinen berief. Ein Korps von 16,000 Mann blieb zur Beobachtung der Russen zurück. Fermor rückte nun in Pommern ein und zog jene Abteilung seiner Truppen, die in Gemeinschaft mit den Schweden hatte operieren sollen, wieder an sich; dann sandte er ein anderes Korps nach dem Ufer der Ostsee, Kolberg zu belagern. Die Besatzung dieser Festung war sehr schwach, aber Landmilizen und selbst die gesamte