<326>einer kleinen alten Festung an einem Nebenflusse der Spree, einen militärischen Posten zur Sicherung seiner weiteren Unternehmungen festzusetzen. Doch geschah das letztere nicht, ohne dem preußischen Namen neue Ehre zu bereiten. Peitz war nämlich durch fünfzig alte preußische Invaliden besetzt; und als die Österreicher ohne sonderliches Zeremoniell einzudringen suchten, so wurden sie mit Verlust einiger Mann abgewiesen. Doch machte der österreichische Anführer ernsthaftere Anstalten zum Angriff; er ließ den Kommandanten in aller Form zur Übergabe auffordern, und dieser benahm sich nun, wie es ehrenhafter Krieger Sitte ist. Bevor er unterhandelte, machte er die Bedingung, daß zwei auf seiner Feste entsendete Offiziere, vom Feinde aufs Ehrenwort angenommen, sich überzeugen dürften, ob das feindliche Korps nach seiner Stärke berechtigt sei, die Räumung des Platzes zu fordern. Der Feind genügte dem Ansinnen des Kommandanten; die Offiziere kehrten zurück und bezeugten die überlegene Macht desselben. Jetzt erst schritt der Kommandant zur Kapitulation; er bewirkte sich und seinen fünfzig Veteranen einen freien Abzug nach Berlin, und ließ den Eroberern nichts als einige Stücke zumeist mittelalterlicher Armaturen zurück.
Prinz Heinrich, der Bruder des Königs, führte den Oberbefehl der sächsischen Armee. Durch mancherlei Streifkorps hatte er den Anmarsch der Reichsarmee verzögert; doch konnte er gegen die Hauptmacht derselben, als diese wirklich in Sachsen einrückte, nichts Entscheidendes wagen und mußte sich begnügen, sich vorderhand in einem festen Lager in der Nähe von Dresden sicherzustellen, während die überlegene feindliche Armee das Lager von Pirna besetzte. Indes war aber auch die schlesische Armee, unter dem Markgrafen Karl, aufgebrochen und hatte eine Stellung genommen, welche geeignet war, Schlesien gegen Dauns Angriffe von der Lausitz her zu decken. Zugleich war von dieser Seite der General Zieten abgesandt, um dem weiteren Vorschreiten des Loudonschen Korps entgegenzutreten. Unter diesen Umständen, und da von seiten der Russen kein näheres Eingreifen in das gemeinschaftliche Unternehmen stattfand, faßte Daun den schnellen Entschluß, sich gegen Sachsen zu wenden. Er rückte in kurzer Frist gegen Dresden vor und beschloß nun, den Prinzen Heinrich im Rücken anzufallen, während ihn die Reichsarmee von vorn angreifen sollte, damit das kleine preußische Heer zwischen der zwiefach überlegenen Übermacht erdrückt würde. Gleichwohl wußte sich Prinz Heinrich in einer so günstigen Stellung zu erhalten, daß kein Angriff auf ihn erfolgte; bald kam die Nachricht an, daß Friedrich sich, nachdem er bei Zorndorf gesiegt, mit raschen Schritten der sächsischen Grenze nähere. Am 10. September, nachdem er die Armee des Markgrafen Karl und das Zietensche Korps an sich gezogen und Loudon wieder zur rück-