<335>die teilnehmende Freundin seiner Jugend, die innigste Genossin seiner geistigen Freuden, die Stütze seines Gemütes unter den bedrohlichen Verhältnissen der Gegenwart verloren. Von seiner innigen Liebe zu ihr zeugt unter anderm ein Gedicht, das er wenige Tage zuvor geschrieben hatte und in dem er sie über die Krankheit, die ihr Leben schon bedrohte, zu trösten beabsichtigte. Die Schlußworte dieses Gedichtes, in dem er sein eignes Leben als Opfer für die Genesung der Schwester bereitstellt, lauten also:
Wenn das Geschick, unbeugsam uns beherrschend,
Ein blutig Opfer fordert — dann, ihr Götter,
Erleuchtet seinen richterlichen Spruch,
Daß seine strenge Wahl auf mich nur falle.
Dann will gehorsam ich und ohne Murren
Erwarten, daß der unerweichte Tod,
Von meiner Schwester seinen Schritt abwendend,
Abstumpfe seiner Sichel Glanz an mir.
Doch wenn so hohe Gunst, als ich erbitte,
Nicht einem Sterblichen zuteil kann werden, —
O meine Götter! Dann gewähret mir,
Daß beid' an einem Tage wir hinab
Zu jenen Fluren steigen, die von Myrten
Lieblich beschattet sind und von Zypressen,
Zu jenem Aufenthalt des ew'gen Friedens, —
Und daß Ein Grab umschließe unsern Staub!
Das Gedicht war noch nicht abgesandt worden; jetzt schickte er es mit einigen Zeilen, in denen sich der tiefste Schmerz ausspricht, dem Gemahl der Verstorbenen zu. Einige Monate später schrieb er ein Gedicht an den Lord Marschall Keith, ihn über den Tod des bei Hochkirch gefallenen Bruders zu trösten. Auch hier klingt das tiefe Gefühl des Leidens bei dem Verlust der Freunde durch. Eine Stelle darin ist zu charakteristisch für die Empfindsamkeit seines Herzens, als daß sie hier übergangen werden dürfte. Sie heißt:
Oft wähn' ich Reich und Leben zu verlieren,
Und nimmer noch vermochte das Geschick,
Das soviel Fürsten gegen mich vereint,
Zum Gegenstand des Mitleids mich zu machen.
Doch löset es der Freundschaft heilig Band,
Dann, teurer Lord, schlägt es mich grausam nieder: —
Achill auch war nicht gänzlich unverwundbar!
Auch an anderen Zeugnissen fehlt es nicht, die uns in die damalige Stimmung des gebeugten Königs blicken lassen. So wird berichtet, daß ihn sein Vorleser,