<367>Schicksal hatten auch mehrere andere Kirchen. Die alte Pracht der schönen Residenz ward fast gänzlich vernichtet.
Aber der Kommandant hielt rüstig stand; obgleich die Reichsarmee es nicht für angemessen fand, sich aus ihrer sicheren Stellung zu rühren, so hoffte er doch auf einen Entsatz von seiten Dauns. Dieser zwar hatte sich auch nicht übereilt; er hatte geglaubt, Friedrichs Rückzug sei nur ein neues Manöver, um ihm eine Falle zu legen. Endlich traf er jedoch vor Dresden ein, und jetzt wurde der Erfolg von Friedrichs Unternehmen zweifelhaft. Daun verschaffte sich eine Verbindung mit den Belagerten, die Friedrich nicht zu hindern vermochte. Manche Ausfälle wurden jetzt unternommen, manche kleine Gefechte fanden statt, in denen die Preußen wenigstens nicht immer siegreich waren. Bei einem hartnäckigen Ausfalle gegen die Laufgräben ward das preußische Infanterieregiment Bernburg zum Weichen gebracht. Friedrich bestrafte diesen Mangel an Tapferkeit (wenigstens hielt er es dafür) auf eine Weise, die bis dahin in der preußischen Kriegsgeschichte ohne Beispiel war. Die Offiziere verloren ihre Huttressen, die Soldaten ihre Bandlitzen auf der Uniform und ihre Pallasche; die Tambours durften den Grenadiermarsch nicht mehr schlagen. Das ganze Regiment, stolz darauf, daß es von dem alten Dessauer selbst gebildet, ward nun das Gespötte der Armee; bald sollte indes die Gelegenheit kommen, solche Schmach wieder auszuwetzen.
Von einem Tage zum andern verzögerte sich der Erfolg der Belagerung. Ein bedeutender Transport, der zur Unterstützung der preußischen Armee aus Magdeburg kam, fiel in die Hände der Österreicher; ein feindliches Korps zog sich in den Rücken der Preußen; endlich kam die betrübende Nachricht, daß auch Glatz erobert sei, und so sah sich Friedrich, nach fruchtloser Anstrengung, genötigt, das Unternehmen aufzugeben. Am Abend des 29. Juli zog er seine Armee von Dresden zurück. Glatz war durch ein besondres Korps der Loudonschen Armee belagert und, am 26., mit so schmachvoller Schnelligkeit übergeben worden, daß man sich zu der Meinung berechtigt fand, es sei hiebei Verrat mit im Spiele gewesen. Doch gab Friedrich, trotz dieses bedeutenden Verlustes, die Hoffnung nicht auf, Schlesien zu retten; nur mußte er bedacht sein, die Verbindung der österreichischen Armee mit der russischen, welche im Anmarsch gegen Schlesien begriffen war, zu hintertreiben, und so machte er sich ungesäumt auf den Marsch nach Schlesien. Daun brach gleichzeitig auf und zog wie sein Schatten neben ihm hin, ohne ihm jedoch wesentliche Hindernisse in den Weg zu legen und ohne eine Schlacht zu wagen.
Indes hatte sich Loudon gegen Breslau gewandt und begann die Belagerung der Stadt. Er führte 50,000 Mann, und die Besatzung bestand nur aus 3000,