<368>zum Teil nicht sonderlich zuverlässigen Truppen. Dazu kam, daß im Innern der Stadt 9000 österreichische Kriegsgefangene lagen, und daß man selbst Mittel gefunden hatte, die Bürgerschaft aufsässig zu machen. Nur auf die aus ungefähr 1000 Mann bestehende Leibgarde des Königs, die seit der Schlacht von Kolin in Breslau gestanden hatte, durfte der Kommandant, General von Tauentzien, sich verlassen. Dennoch beschloß er standhafte Gegenwehr. Loudon ließ ihn zur Übergabe auffordern, aber er erhielt eine entschieden abschlägige Antwort. Jetzt begann das Bombardement; ein Quartier der Stadt und der königliche Palast gingen in Feuer auf. Aber Tauentzien begegnete ebenso mutig wie umsichtig allen Gefahren, die außen und innen drohten. Auf eine zweite Aufforderung zur Übergabe, die mit der Drohung schloß, « es solle das Kind im Mutterleibe nicht verschont werden », erwiderte Tauentzien nur, daß so wenig er, wie seine Soldaten das Wochenbett zu beziehen gedächten. Dem kühnen Mute folgte baldige Erlösung. Prinz Heinrich, der die Bewegungen der Russen beobachtet hatte, kam jetzt, da die Russen sich gegen Breslau zogen, in die Nähe der Stadt. Loudon hob die Belagerung auf, und Heinrich nahm seine Stellung in der Nähe von Breslau.
Unmittelbar darauf rückte die russische Armee heran. Soltikof war nicht wenig erstaunt, als er statt der Österreicher, die er hier mit Bestimmtheit erwartete, eine preußische Armee vor sich sah. Er fand seinen Verdacht über die Unzuverlässigkeit