<379>Der Vortrab dieses Korps, eine Schar von 300 Husaren, warf sich ungestüm auf die feindliche Infanterie, die schon die ganze preußische Armee vor sich zu sehen glaubte; ein großer Teil ward niedergehauen und gefangen, die übrigen flüchteten auf die Schiffe, zum Teil auch suchten sie eilig, den Seestrand hinab, das Weite. Die schwedische Flotte hatte sich bei dem Anfall der preußischen Husaren schleunig auf die hohe See hinausbegeben, als ob jene auch die Fähigkeit hätten, ihr ins Wasser zu folgen. Am 23. September hatte sodann auch die russische Flotte die Segel gelichtet. Das preußische Korps aber war hierauf nach Schwedisch-Pommern gesandt worden, den dortigen Feind im Zaume zu halten.
Doch war die Hoffnung, die Friedrich aus diesem Ereignis schöpfen konnte, vergeblich gewesen. Kaum war er, am 15. Oktober, in die Nähe der märkischen Grenze gekommen, so hörte er, daß seine prachtvolle Residenz bereits die Beute der Feinde geworden sei. Nach den vielfachen Beratungen zwischen den Österreichern und Russen hatten sich die letzteren endlich schnell gegen die Mark gewandt. Der Vortrab der russischen Armee, unter dem General Tottleben, erreichte schon am 3. Oktober Berlin. Zunächst zwar leistete die schwache Besatzung nachdrücklichen Widerstand; hierbei zeichneten sich zugleich einige der ersten Generale der preußischen Armee, die hier ihre Heilung von ehrenhaften Wunden erwarteten (unter ihnen Seydlitz), rühmlichst aus. Auch waren schnell einige preußische Truppenkorps herangezogen, die zur Verteidigung wirksame Anstalten machten. Als nun aber das Korps des Generals Tottleben bedeutend verstärkt ward, als auch jenes österreichische Korps unter General Lacy, welches Daun entsandt, gegen Berlin herangezogen kam, sahen sich die preußischen Truppen, wollten sie nicht die Stadt der Gefahr eines Sturmes preisgeben, zum Rückzuge genötigt. Der Hof hatte schon seit längerer Zeit einen sicheren Aufenthalt in Magdeburg genommen. Die Besatzung Berlins kapitulierte und Tottleben hielt am 9. Oktober seinen Einzug. Indes war das Schicksal der preußischen Residenz minder hart, als man es, bei den bisherigen Greueln, die die Russen überall verübt, erwarten zu dürfen glaubte. Der russische Befehlshaber ließ sich die Zahlung einer, allerdings sehr starken Kontribution ver-