<381>lisierten asiatischen Horden ausgeübt: es waren vornehmlich sächsische Regimenter (von jenen, die bei Pirna gefangen und nachmals wieder zum Feinde übergegangen waren), die auf so unwürdige Weise ihrem Haß gegen den Preußenkönig Luft machten.
Aber nur wenige Tage dauerte die feindliche Besitznahme der preußischen Residenz. Schon am 11. Oktober traf die Nachricht ein, daß Friedrich zur Befreiung der Seinen heranziehe, und das bloße Wort: « der König kommt! » verscheuchte wie ein rascher Windstoß die Scharen der Feinde. Am 12. zog alles in großer Eile davon; die Russen gingen über die Oder zurück; General Lacy wandte sich nach Sachsen; auch Daun, der von Schlesien aus Friedrich nachgezogen war, rückte in Sachsen ein. Friedrich erhielt die Nachricht von dem Abmarsch der Feinde, unmittelbar, nachdem ihm ihre Ankunft gemeldet war. Er hatte also nicht nötig, weiter in die Mark vorzurücken; dagegen ward nun seine Anwesenheit in Sachsen dringendes Erfordernis. Er machte sich also, nachdem er das Wichtigste wegen einer Entschädigung der großen Verluste, welche die Mark erlitten, angeordnet hatte, aufs neue auf den Weg, um den entscheidenden Kampf aufzusuchen.
Wohl war es ein glänzendes Zeichen seiner Feldherrngröße, daß der bloße Klang seines Namens imstande gewesen war, die übermächtigen Feinde auseinanderzustäuben. Dennoch war der Gewinn nur gering, und nach der Weise, wie sich die Verhältnisse gegenwärtig gestellt hatten, war in der Tat noch das Schlimmste zu befürchten. Ganz Sachsen war in den Händen des Feindes. Als Friedrich hier, im Sommer, von Dresden abgezogen war, hatte er nur ein geringes Korps, der großen Reichsarmee gegenüber, zurücklassen können. Anfangs hatte dies Korps einige glückliche Erfolge gehabt. Dann aber war die Reichsarmee vorgeschritten; das preußische Korps mußte zum Schutze Berlins nach der Mark eilen, und nun fanden die Feinde keinen Widerstand mehr, um ganz Sachsen zu besetzen. Alle festen Städte fielen in ihre Hände. Glückte es jetzt Daun, Friedrich in Sachsen festzuhalten oder gar zu schlagen,