<393>Eindruck auf ihn gemacht. Friedrich hatte ihm ein Gedicht gewidmet, welches ihn den « sächsischen Schwan » nannte und mit den schmeichelhaften Worten schloß:
Durch deine Lieder füge du
Dem Siegeslorbeer, der den Deutschen schmücket,
Apollos schönern Lorbeer zu!
Jetzt ward Gottsched aufs neue vor den König berufen; indes hinterließ das nicht allzu liebenswürdige Benehmen des Poeten keinen sonderlich günstigen Eindruck. Mehr Wohlgefallen fand Friedrich an dem bescheidenen Gellert. Er ließ sich durch ihn eine von seinen sinnvollen Fabeln vordeklamieren und fand, daß hier in der Tat fließende Poesie sei. Auch äußerte er sich hernach, « Gellert sei der vernünftigste von allen deutschen Gelehrten; er sei der einzige Deutsche, der zur Nachwelt gelangen werde. » Solch ein ungemeßnes Lob konnte freilich nur ausgesprochen werden, wenn man, wie es bei Friedrich der Fall war, die deutsche Wissenschaft einzig nach dem beurteilte, was sie zu Anfange des Jahrhunderts gewesen war; wenn man die Namen eines Klopstock, eines Lessing und anderer Geister, auf welche die Nation mit erhebendem Stolze zurückblickt, gar nicht kannte. Auch ward Gellert nicht zum zweiten Male berufen. Vielleicht, daß seine wenig überdachte Bitte, Friedrich möge Deutschland den Frieden geben, — worauf dieser einfach antwortete, daß das leider nicht in seiner Macht stehe, — und noch mehr Gellerts Entschuldigung: er bekümmre sich mehr um die alte als um die neue Geschichte, nicht eben geeignet waren, ein persönliches Interesse bei Friedrich hervorzurufen.
Des Abends ward, wie in der heiteren Friedenszeit, Musik gemacht; Friedrich hatte dazu die Mitglieder seiner Kapelle nach Leipzig kommen lassen. Doch nahm er selbst schon weniger tätigen Anteil an der Musik. Das Flöteblasen griff ihn bereits an.
Auch der Marquis d'Argens, nach dessen freundschaftlicher Teilnahme den König herzlich verlangte, war nach Leipzig gekommen. Mit ihm verplauderte Friedrich die Abendstunden nach dem Konzert. Als d'Argens eines Abends in Friedrichs Zimmer trat, fand er ihn am Boden sitzen, vor ihm eine Schüssel mit Frikassee, aus welcher die Windspiele des Königs ihr Abendessen hielten. Er hatte ein kleines Stöckchen in der Hand, mit dem er unter den Hunden Ordnung hielt und der kleinen Favorite die besten Bissen zuschob. Der Marquis blieb verwundert stehen und rief aus: « Wie werden sich doch die fünf großen Mächte von Europa, die sich wider den Markgrafen von Brandenburg verschworen haben, den Kopf zerbrechen, was er »