<404>sprung vor den nachsetzenden Preußen, daß man ihn nicht mehr einholen konnte. Der Geistliche befand sich bei einem benachbarten Edelmann zu Tische; er erhielt die Erlaubnis, ehe man ihn fortführte, noch erst das heimliche Gemach besuchen zu dürfen; hier ließ er sich an einer Stange hinab und entging ebenfalls seinen Verfolgern.
Dem Könige war es im Grunde nicht unangenehm, daß die beiden Verräter entkommen waren. Das Gericht erkannte auf strenge Todesstrafe: Warkotsch sollte gevierteilt, Schmidt enthauptet und dann ebenfalls gevierteilt werden. Friedrich war kein Freund von Blutgerichten und konnte es nun in Ruhe unterschreiben, daß das Urteil an ihren Bildnissen vollstreckt würde. « Das mag immer geschehen », sagte er, « denn die Porträts werden vermutlich ebensowenig taugen, als die Originale selbst. » So wurde das Urteil im Mai des folgenden Jahres an den beiden Bildnissen, auf einem dazu erbauten Schafott, in Breslau vollzogen.
Allen Ergebnissen der gerichtlichen Untersuchung zufolge, war übrigens dieser Verrat nur das Werk weniger einzelner Personen. Bei den österreichischen Heerführern fand er gerechten Abscheu. Die gräfliche Familie von Wallis machte öffentlich bekannt, daß der gleichnamige Oberst nicht mit ihr verwandt sei. Auch die katholische Kirche hatte daran keinen weiteren Anteil, als daß einer ihrer Diener auf unwürdige Weise die Hand zu dem frevelhaften Beginnen geboten. Zwar wollte man bei mehreren Vorfällen wissen, daß die katholische Geistlichkeit Schlesiens sich während des Krieges feindselig gegen Friedrich benommen habe, und das Benehmen des Papstes nach der Schlacht von Hochkirch war wohl geeignet, solchem Argwohn größeren Nachdruck zu geben. Indes bezieht sich alles, was zu jener Zeit von Unternehmungen dieser Art erzählt ward, wie bei dem Verrate des Barons Warkotsch, nur auf das Beginnen Einzelner, ohne der ganzen Genossenschaft einen Vorwurf zu bereiten. Eine dieser Erzählungen trägt ein eigentümlich launiges Gepräge. Gegen die preußische Regierung einer schlesischen Stadt wurde einst, wie man berichtet, ein Anschlag gemacht; sie sollte zu nächtlicher Weile von österreichischen Truppen überfallen werden, während es die Pfaffen in der Stadt übernommen hatten, die Wachen von ihren Posten zu vertreiben. Zu letzterem Vorhaben hatte einer von ihnen sich in das Kostüm des Teufels gesteckt und trat so zu nächtlicher Weile, phosphorfunkelnd, einer Schildwache entgegen. Diese jedoch, ihrer Dienstpflicht eingedenk, schlug das Gewehr auf den Teufel an, der nun sein Heil in der Flucht suchen wollte, aber von dem rüstigen Gegnern ergriffen und in die Hauptwache abgeliefert wurde. Am nächsten Tage ward er, der