<416>« es geht alles gut, die Feinde laufen und wir siegen! » — « Du bist verwundet, mein Sohn », fuhr der König fort und reichte ihm sein Taschentuch, « verbinde dich damit. » — « Nun wundre ich mich nicht mehr », sagte Tschernitschef, « daß man Ew. Majestät mit solchem Eifer dient, da Sie Ihren Soldaten so liebreich begegnen. » — Als Tschernitschef von Friedrich ein kostbares Geschenk zum Abschiede erhielt, bat er den Überbringer, seinem Herrn zu sagen: er habe ihn nun für die ganze Welt unbrauchbar gemacht, denn nie werde er jemand finden, den er so lieben und hochschätzen könne, als ihn.
Indes verschwand schnell die neue Gefahr, welche von russischer Seite zu besorgen war. Katharina hatte vermutet, daß Peter III. durch Friedrichs Rat sowohl in seinen unbesonnenen Neuerungen als auch in seinem feindlichen Betragen gegen sie wesentlich bestärkt worden sei. Als sie aber, unmittelbar nach der Bekanntmachung ihrer Entschlüsse gegen Preußen, die Papiere ihres verstorbenen Gemahls untersuchte, fand sie von alledem das entschiedene Gegenteil. Friedrich hatte dem Kaiser nicht nur auf dringende Weise Mäßigung in seinen Reformen angeraten, sondern ihn auch beschworen, seine Gemahlin, wenn nicht mit Zärtlichkeit, so doch mit Hochachtung zu behandeln. Aller Haß gegen Friedrich wurde durch diese untrüglichen Zeugnisse ausgelöscht, die Kriegsbefehle widerrufen, der frühere Friede in all seinen Bedingungen bestätigt, und nur das abberufene Hilfskorps kehrte nicht wieder zurück. So konnte sich Friedrich aller neuaufgewachten Sorgen entschlagen und seine Kräfte ungeteilt den Österreichern entgegensetzen.
Daun hatte sich nach dem Verlust der Posten von Burkersdorf und Leutmannsdorf tiefer ins Gebirge gezogen und war nun von Schweidnitz völlig abgeschnitten. Friedrich besetzte die Pässe und machte seine Anstalten zur Belagerung. Am 4. August wurde die Festung eingeschlossen, am 7. begann man die Laufgräben zu ziehen. Zwei preußische Armeen sicherten den Fortgang der Belagerung gegen etwaigen Entsatz. Bei der einen führte Friedrich den Oberbefehl, bei der andern, die bis dahin in Oberschlesien gestanden hatte, der Herzog von Bevern. Daun aber gedachte den Preußen nicht gutwillig alle Vorteile zu überlassen; er bereitete sich zu einem schnellen Angriff auf die Armee des Herzogs von Bevern vor, um hiedurch den Entsatz von Schweidnitz zu bewerkstelligen. Der größere Teil seiner Armee umging die jetzt von den Preußen besetzten Gebirgspässe und fiel, am 16. August, in vier Korps auf die bedeutend geringere Macht des Herzogs, die bei Reichenbach stand. Doch hielt der Herzog von Bevern, obgleich von allen Seiten angefallen, mutig stand, bis Friedrich selbst