<428>Lande geschlagen. Unablässig fuhr er in diesem edeln Bestreben fort; er hatte die Freude zu sehen, wie sein Volk sich ungleich schneller von seinen vielfachen Leiden erholte, als dies in den meisten Ländern seiner Gegner der Fall war. Ja, damit er der Welt zeige, wie kräftig er sich, trotz all des Übels, welches er erduldet, noch fühle, — damit niemand, auf seine etwaige Erschöpfung bauend, neue Pläne wider ihn zu schmieden geneigt sein möge, begann er unmittelbar nach dem Abschlusse des Friedens einen Prachtbau, den des sogenannten « Neuen Palais » bei Sanssouci, auf den er, im Verlauf von sechs Jahren, viele Millionen verwandte und der noch jetzt, durch die kostbaren Stoffe, aus denen er aufgeführt ward, und durch den außerordentlichen Reichtum an bildnerischem Schmucke, den Beschauer staunen macht. Doch war mit diesem Bau zugleich, wie bei all seinen Unternehmungen solcher Art, die weise Absicht verbunden, der Menge geschäftsloser Hände, die der Krieg hervorgebracht, Verdienst zu geben und große Geldsummen in Umlauf zu bringen; denn Stoff und Arbeit sind fast durchweg nur aus dem Inlande beschafft worden. — Beiläufig mag hier noch bemerkt werden, daß dies Schloß zugleich ein eigentümliches, wenn auch wenig beachtetes Denkmal der Bescheidenheit des großen Königes enthält. Er hatte nämlich dem Maler Vanloo befohlen, an der Decke des kolossalen Marmorsaales, der einen der Haupträume des Schlosses bildet, eine Götterversammlung zu malen; der Maler hatte sich einfallen lassen, dabei ein paar Göttinnen des Ruhmes anzubringen, die den Namenszug des Königes zum Himmel emportragen. Friedrich sah das Gemälde erst nach der Vollendung; es gefiel ihm überhaupt nicht sonderlich, der Prunk mit dem Namenszuge aber entrüstete ihn höchlichst; er befahl, ihn unverzüglich wieder wegzulöschen; und da der Maler nicht füglich das ganze kolossale Bild umändern konnte, so begnügte er sich, eine grüne Decke über den Namenszug zu malen. So tragen die Göttinnen des Ruhmes noch heute das verhüllte Rätsel in ihren Händen.
Aber auch mit unmittelbarer Hilfe griff Friedrich überall ein, um den stockenden Betrieb in Land und Stadt wiederum in Bewegung zu setzen. Da die Felder ungebaut lagen, da es an Saatkorn, an Vieh, an Händen zur Bestellung der Äcker fehlte, so verteilte er in die verschiedenen Provinzen von den vorhandenen Kriegsvorräten 42,000 Scheffel an Getreide und Mehl, sowie 35,000 Armeepferde; nahe an 40,000 Inländer entließ er aus seiner Armee und sandte sie in ihre Heimat zurück. An baren Geldern erhielten die Provinzen, unmittelbar nach dem Friedensschluß, bedeutende Summen zur Tilgung der empfindlichsten Schäden: Schlesien 3 Millionen Taler, Pommern und die Neumark 1,400,000 Taler, Preußen 800,000 Taler, die Kurmark Brandenburg 800,000 Taler, Cleve 100,000 Taler; an andern Orten wurden die Abgaben zur Hälfte erlassen. Aber lange Jahre hindurch, bis an sein