<438>Packhofsinspektor: Da muß er zusehen, und ich will Ihm sogleich bedeuten: wenn die Sachen auf dem Packhofe visitiert worden, so müssen solche von der Stelle geschafft werden.
Es wurde ein Schiebkarrner herbeigerufen, meine Effekten fortzufahren; dieser brachte mich in die Jüdenstraße in den weißen Schwan, warf meine Sachen ab und forderte vier Groschen Lohn. Die hatte ich nicht. Der Wirt kam herbei, und als er sah, daß ich ein gemachtes Federbett, einen Koffer voll Wäsche, einen Sack voll Bücher und andere Kleinigkeiten hatte, so bezahlte er den Träger und wies mir eine kleine Stube im Hofe an. Da könnte ich wohnen, Essen und Trinken wolle er mir geben; — und so lebte ich denn in diesem Gasthofe acht Wochen lang ohne einen blutigen Heller, in lauter Furcht und Angst. In dem weißen Schwan spannen Fuhrleute aus und logieren da, und so kam denn öfters ein gewisser Advokat B. dahin und hatte sein Werk mit den Fuhrleuten; mit diesem wurde ich bekannt und klagte ihm meine unglücklichen Fata. Er verobligierte sich, meine Gelder wieder herbeizuschaffen, und ich versprach ihm für seine Bemühung einen Louisdor. Den Augenblick mußte ich mit ihm fortgehen, und so kamen wir in ein großes Haus; da ließ B. durch einen Bedienten sich anmelden, und wir kamen in Continenti vor den Minister. Der Advokat trug die Sache vor und sagte unter andern: « Wahr ist es, daß der König die Batzen ganz und gar verschlagen lassen; sie sollen in seinem Lande nicht gelten; aber das weiß der Fremde nicht. Ohnehin extendiert sich das Edikt nicht so weit, daß man den Leuten ihre Batzen wegnehmen soll » u. s. w. — Hierauf fing der Minister an zu reden: « Monsieur, seid Ihr der Mann, der meines Königs Mandate durchlöchern will? Ich höre, Ihr habt Lust auf die Hausvogtei? Redet weiter, Ihr sollt zu der Ehre gelangen » u. s. w. — Was tut mein Advokat? Er submittierte sich und ging zum Tempel hinaus; ich hinter ihm her, und als ich auf die Straße kam, so war B. über alle Berge; und so hatte er denn meine Sache ausgemacht bis auf die streitigen Punkte.
Endlich wurde mir der Rat gegeben, den König supplicando anzutreten, das Memorial aber müsse ganz kurz, gleichwohl aber die contenta darinnen sein. Ich konzipierte eins, mundierte es und ging damit mit dem Aufschluß des Tors, ohne nur einen Pfennig Geld in der Tasche zu haben (o der Verwegenheit!) in Gottes Namen nach Potsdam, und da war ich auch so glücklich, sogleich den König zum ersten Male zu sehen. Er war auf dem Schloßplatze beim Exerzieren seiner Soldaten. Als dieses vorbei war, ging er in den Garten und die Soldaten auseinander; vier Offiziere aber blieben auf dem Platze und spazierten auf und nieder. Ich wußte vor Angst nicht, was ich machen sollte, und holte die Papiere aus der Tasche. Das war